Mülheim. Massenhafter Plakat-Wahlkampf? Sollte eigentlich erst nach Ostern beginnen, darauf hatten sich die Parteien verständigt. Eigentlich...

Die Slogans verblüffen: für kostenloses Schulessen, Integration statt Isolation von Ausländern und bezahlbare Wohnungen statt Luxusvillen! Das soll die CDU fordern? Das ist ja Klassenkampf... Das ist natürlich Krampf. Es sind die Forderungen von Wir Aus Mülheim, aber die Plakate sind wie der der CDU orange.

Sogar die SPD hat ein Großplakat, auf dem das Orange dominiert. Da muss man schon genau hinsehen. Auf die Farbenlehre ist kein Verlass im Wahlkampf. „Wir haben eben nicht das alleinige Recht auf diese Farbe“, sagt CDU Kreisvorsitzender Andreas Schmidt und lacht. Orange ist eine warme Farbe und hebt die Stimmung. Sie gilt als Kraftspender nach physischer oder seelischer Erschöpfung.

Einladung zum Unterschriftstermin

Aber warum hängen überhaupt schon Plakate? In einigen Quartieren gibt es für die Nachzügler kaum noch freie Laternen. Manchmal hängen die Plakate schon in drei Etagen übereinander. Hatten sich CDU und SPD nicht auf ein Wahlkampfabkommen geeinigt, das unter anderem vorsieht, mit der Plakatierung, abgesehen von einigen Großplakaten, erst nach Ostern zu beginnen?

Die CDU hat den Verhaltenskodex allerdings noch nicht unterschrieben. „Ich lass mich nicht vorladen“, meint Schmidt. Mit dem seinerzeitigen SPD-Chef Lothar Fink habe er noch über Inhalte der Vereinbarung gesprochen, war dann aber überrascht, von Dagmar Mühlenfeld in ihrer Funktion als Oberbürgermeisterin eine Einladung zu einem Unterschriftstermin zu erhalten. Aber das möchte er auch nicht überbewerten. Geprüft werden sollte aber, ob die anderen Parteien mitmachen. Schmidt: „Sonst macht das keinen Sinn.“

Verhaltenskodex nötig

Denn der Inhalt sei im Grunde eine Selbstverständlichkeit, nicht mehr als ein politisches Signal, das man fair miteinander umgehen wolle. Von einer Plakatierung mehrerer Wochen vor der Wahl halte er im übrigen eigentlich gar nichts.

Unterschrieben hat das Abkommen aber: Peter Beitz von der FDP, der von zahlreichen Laternenmasten längst klare Kante signalisiert, was den beiden großen Parteien nicht entgangen ist. Sie schmunzeln darüber. Auch Beitz hatte verschnupft auf die Einladung reagiert, als deren Initiator er sich sieht. Richard Luckau, Parteigeschäftsführer der SPD, ist allerdings schon der Überzeugung, dass ein solcher Verhaltenskodex nötig sei. Er werde daher sicher auch von der CDU unterschrieben, sobald deren Parteigeschäftsführer Thomas Mehlkopf-Cao aus seinem Urlaub zurück ist.

Wann das ist? Nach Ostern.