Die Belastung durch die Kündigungsschutzklage der geschassten Co-Geschäftsführerin bei der Awo, Adelheid Zwilling, sei seiner Partei kurz vor der Kommunalwahl nicht zuzumuten, hatte Lothar Fink am Montag einen der Gründe für seinen Rücktritt als SPD-Vorsitzender benannt. Nebulös bleibt, wie belastend der gerichtliche Streit tatsächlich für die Partei sein kann.
Ist es nur der Umstand, dass Fink sich durch die persönliche Prozessbeteiligung und die Allein-Geschäftsführung beim Wohlfahrtsverband nicht in der Lage sieht, den Wahlkampf für seine SPD mit ganzer Kraft anzugehen? Oder ist an hartnäckigen Gerüchten etwas dran, die sagen, zu Zwillings Entlassung sei es nur auf Druck der SPD gekommen? Weil es der SPD seinerzeit unerträglich war, dass Zwilling mit der Awo ein Projekt zur Ausbildung rumänischer Pflegerinnen in Gang gesetzt hatte, das a) von der Gewerkschaft als „Sklavenhandel“ gebrandmarkt und b) mit einer Unternehmensberatung der Frau des FDP-Fraktionsvorsitzenden Peter Beitz durchgezogen worden war?
Folgendes Gerücht ist gestreut: Beim Sparkassen-Renntag 2012 soll SPD-Ratsherr Hartmut Meurer ein Gespräch der Beitz’ aufgeschnappt haben, wonach sich mit besagtem Rumänien-Projekt gutes Geld habe verdienen lassen. Die Sache soll ihren Lauf genommen haben. Lothar Fink soll, so wird kolportiert, auf Drängen seiner SPD fortan daran gearbeitet haben, wie Zwilling aus ihrer Position zu hieven sei. Dass die fristlose Kündigung zum März 2013 vor Gericht keinen Bestand haben wird, machte der Richter schon deutlich. Er riet der Awo, einen Vergleich zu schließen, um nicht „schmutzige Wäsche“ waschen zu müssen. Nächster Termin vor Gericht: 23. Mai, zwei Tage vor der Kommunalwahl.
Hartmut Meurer, ein altgedienter SPD-Mann am Ende seiner Zeit im Rat. Lieferte er die Initialzündung für Finks Rücktritt? Meurer dementiert. „Das stimmt definitiv nicht“, sagt er zu der Rennbahn-Legende. Er, selbst als Revisor im Awo-Vorstand, hält das Gerücht nicht für stichhaltig: „Es wäre doch völlig überzogen gewesen, wenn die SPD gesagt hätte, Zwilling muss weg.“
Wie zu hören ist, war FDP-Mann Beitz im Februar 2013 erstmals als Unternehmensberater in Zwillings Büro. Er habe helfen sollen, die Schuldnerberatung auf gesündere Füße zu stellen. Wenige Tage später war Zwilling fristlos gekündigt.