Mülheim. Weil die Billigkette B&B in den Verhandlungen für ein Hotel am Tourainer Ring Druck gemacht hat, blieb nicht mehr genügend Zeit, die Offerte von Holiday Inn zu prüfen.
Claus Schindler, Fraktionsgeschäftsführer der SPD, bleibt dabei: Es gibt nur ein ernsthaftes Angebot für einen Hotelneubau am Tourainer Ring neben der Kreishandwerkerschaft und das kommt von der Billigkette B & B, die dort ein Zwei-Sterne-Haus realisieren will. Daran ändere auch die Mail an die Fraktionschefs von Montag nichts, mit der Holiday Inn darum bat, ihr Angebot noch einmal in seiner Gesamtheit und Nachhaltigkeit zu prüfen.
„Von B & B haben wir einen unterschriftsreifen Vertrag, von Holiday Inn aber nur eine Absichtserklärung. Das ist ein bedeutender Unterschied,“ so Schindler. Er habe sich nach dem Erhalt der Mail auch noch einmal bei der Wirtschaftsförderung rückversichert, ob sich dadurch die Situation ändere und sei in seiner Einschätzung bestätigt worden. Zu vage schien ihm das Holiday-Inn-Angebot, zu ungewiss auch die Konstruktion, da Holiday Inn nur Franchisegeber sei und mehrere Unternehmen mit im Boot säßen.
Für die CDU ändert sich nichts
Zudem sei von Holiday Inn signalisiert worden, dass andere Projekte für das Unternehmen eine höhere Priorität hätten. Gleichzeitig sei aber zu befürchten gewesen, dass B & B abspringt. „Sie haben Druck gemacht. Deshalb gab es für Holiday Inn nicht mehr Zeit“, sagt Schindler.
Auch für die CDU ändert sich nichts, wie Fraktionschef Wolfgang Michels auf Anfrage angibt. Und der Unterschied in den Kategorien? „Ich kann es nicht beurteilen, welche Kategorie gebraucht wird“, sagt Michels ganz ähnlich wie Hubert Niehoff von den Grünen. „Ich gehe davon aus, dass ein niedrigpreisiges Angebot gefragt ist“, so Michels.
Noch ist nichts unterschrieben. Ein geplanter Notartermin mit B & B wurde am Montag abgesagt und soll kurzfristig nachgeholt werden, wie im Finanzausschuss mitgeteilt wurde.
"Bei Unklarheiten hätte man reden können"
Rene Schappner und Peter Sasnauskas, die das Holiday-Inn-Projekt vorangetrieben haben, lassen im Gespräch mit der NRZ aber keinen Zweifel an der Ernsthaftigkeit ihres Angebotes. Der Mülheimer Projektentwickler Ottawa kam für Holiday Inn erst im Februar ins Rennen, zu einem Zeitpunkt also, als der Mitbewerber B & B bereits von Verwaltung und Politik bevorzugt wurde. Dennoch: „Die Wirtschaftsförderung war sehr kooperativ und hat uns zu einem Angebot ermutigt“, so Sasnauskas, Prokurist bei Ottawa.
Ihnen sei versichert worden, dass ein Angebot abgegeben werden könne, solang die Tinte unter einem Vertrag noch nicht getrocknet sei. Wie vereinbart hätten sie dann nach mehreren Vorgesprächen am 10. März das finale Angebot abgegeben und bereits eine Woche später, am 17. März, die Absage erhalten. „Wenn es heißt, dass nur ein Angebot vorgelegen hätte, dann verwundert mich das. Wir waren mit der Wirtschaftsförderung immer im Gespräch“, versichert Schappner. Bei Unklarheiten hätte man reden können. „Dieses Signal ist aber nie gekommen.“
„Die Rückkopplung an die Politik war nicht zufriedenstellend“
Im Oktober 2011 hatte die Wirtschaftsförderung von der Stadt den Vermarktungsauftrag für sieben Grundstücke erhalten - ohne inhaltliche Vorgaben. Wie und in welcher Form die Politik informiert werden muss, scheint dabei von beiden Seiten unterschiedlich interpretiert worden zu sein.
„Die Rückkopplung an die Politik war nicht zufriedenstellend“, sagt Hansgeorg Schiemer, Fraktionsgeschäftsführer der CDU. Eingebunden war lediglich der Gestaltungsbeirat, der, wie es der Name schon sagt, sich nur mit Städtebau und Architektur befasst. „Missverständnisse sind dazu da, ausgeräumt zu werden“, meint Schiemer. Bei den noch fünf verbliebenen Grundstücken, die von der Wirtschaftsförderung vermarktet werden, soll es nun zu Ratsbeschlüssen kommen.