Mülheim. . B&B statt Holiday Inn Express – oder: Zwei- statt Drei-Sterne-Hotel Superior: Die Entscheidung für eine Hotel-Ansiedlung am Tourainer Ring in Mülheim ist gefallen. In den nächsten Tagen soll der Kaufvertrag unterschrieben werden.
Zwei Sterne bekommen den Vorzug vor drei Sternen „Superior“: Die Stadt steht für das Brachland an der Ecke Tourainer Ring/Zunftmeisterstraße unmittelbar vor der Unterzeichnung des Kaufvertrages für einen Investor, der dort ein Zwei-Sterne-Hotel der B&B-Gruppe errichten will. Dem qualitativ höherwertigen Holiday Inn Express erteilte die Stadt eine Abfuhr.
Etwas zögernd bestätigte Jürgen Schnitzmeier, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung M&B, gestern auf Anfrage die „für die nächsten zehn Tage“ verabredete Vertragsunterzeichnung. Er hatte den Deal eigentlich erst verkünden wollen, wenn die Tinte getrocknet ist.
99 Betten geplant
B&B, eine französische Hotelkette mit derzeit 61 Standorten und mehr als 6000 Zimmern in Deutschland, will über einen Investor ein „Markenhotel für Preisbewusste“ mit 99 Betten bauen und ab zweitem Quartal 2015 von einem Lizenznehmer betreiben lassen. B&B-Hotels bieten Unterkunft und Frühstück. Jedes ihrer Häuser, so B&B in einer Imagebroschüre, habe „sein eigenes unverwechselbares Gesicht. Häufig stellt das Design der Wände einen Bezug zur Region her.“ Einzelzimmer sind ab 38 Euro zu buchen, Doppelzimmer ab 45 und Familienzimmer ab 62 Euro.
Schindler (SPD) hofft auf „Initialzündung“
Claus Schindler, planungspolitischer Sprecher der SPD, befürwortet die Entscheidung pro B&B. Zu einem Holiday Inn Express gebe es qualitativ „nur graduelle Unterschiede“.
Der Planungspolitiker hofft auf eine „Initialzündung“ der B&B-Ansiedlung. Konkurrenz belebe das Geschäft, das könne weitere Investitionen auslösen.
B&B hat gegen ein Holiday Inn Express (Intercontinental Hotel Group – IHG) das Rennen gemacht. Dem Vernehmen nach soll ein höherer Kaufpreis den Ausschlag gegeben haben. IHG-Expansionsmanager René Schappner äußerte gestern sein Bedauern, dass seine Hotelgruppe mit dem Sterne-Plus und nach langen Verhandlungen nicht den Zuschlag erhalten hat. „Aus unserer Sicht hatten wir das bessere Konzept und ein höherwertiges Hotel.“ Eine Niederlage aber „bringe der Wettbewerb eben mit sich“. Entscheidend sei für die Stadt Mülheim aber „die Abwägung wirtschaftlicher Gründe“ gewesen, weniger die Qualität.
Die IHG hatte zuletzt noch einmal die Broicher Ottawa Management Consult als örtliche Vermittlerin eingeschaltet, um die Wirtschaftsförderung M&B umzustimmen. Erfolglos. Ottawa-Prokurist Peter Sasnauskas bescheinigte der Wirtschaftsförderung zwar eine sehr zufriedenstellende Zusammenarbeit, konnte seine „gewisse Enttäuschung“ aber nicht verhehlen.
Chef der Wirtschaftsförderung: „Eine tolle Nachricht“
Verärgert soll, so ist zu hören, Mülheims oberste Tourismus-Verantwortliche Inge Kammerichs (MST) über die Entscheidung gegen das Holiday Inn Express sein. Für ein Gespräch stand sie gestern nicht zur Verfügung. Die Zuständigkeit für das Hotel liege bei M&B, hieß es aus ihrem Büro. Die MST-Chefin hatte bekanntlich sehr für ein höherwertiges Hotel mit hoher Bettenzahl geworben. Das sei für die Weiterentwicklung der Stadthalle als Kongress- und Veranstaltungsstätte wünschenswert und notwendig.
Wirtschaftsförderer Schnitzmeier sieht dieses Ziel auch mit einer B&B-Ansiedlung erfüllt. Komme es zur vereinbarten Vertragsunterschrift, sei das „eine tolle Nachricht“ für die Stadt. Schnitzmeier blickt auf elf Jahre zurück, in denen sich M&B um einen größeren Hotelneubau bemüht hat. Mit B&B werde das Angebot in Mülheim vielfältiger. Dass es nur ein Zwei-Sterne-Hotel werde, sei auch kein Problem für die heimische Wirtschaft, die Geschäftskunden unterzubringen habe. „Heute“, so Schnitzmeier, „wird überall aufs Geld geschaut.“ Gleichwohl betonte der M&B-Chef, dass man sich ein weiteres, dann höherwertiges Hotel wünsche. Vielleicht sei das B&B-Invest dafür signalgebend für weitere Hotel-Investitionen in Bestand – und Neubau.