Mülheim. . In Mülheimer Schulklassen herrscht ein immer rauerer Ton, gibt es immer weniger Miteinander. Dem setzt das Team der Caritas „Sozialkompetenztrainings“ entgegen, die Grundschülern spielerisch zeigt, wie man richtig miteinander umgeht. Für dieses Projekt spendeten nun Mülheimer WAZ-Leser.

Hinter dem etwas sperrigen Begriff „Sozialkompetenz“ verbirgt sich Grundsätzliches. Dass man anderen zuhört, zum Beispiel, dass man ihnen hilft und sich selbst nicht wichtiger nimmt als alle anderen. Als die Verantwortlichen des Fachdienstes „Jugendarbeit und Schule“ der Caritas erfuhren, dass das heute in Klassen nicht mehr selbstverständlich ist, entwickelten sie ein Programm, um zwischen den Schülern Gemeinschaft entstehen zu lassen. Für dieses „Sozialkompetenztraining“ ist der Erlös der diesjährigen WAZ-Spendenaktion „Jolanthe“ bestimmt. 4000 € kamen in den vergangenen Monaten zusammen. Sie helfen nun dabei, das Projekt fortzusetzen.

Die Idee kam aus der Praxis. Als Träger im Offenen Ganztag ist die Caritas an Schulen vor Ort, und die Mitarbeiter merkten, „dass viele Klassengemeinschaften unterentwickelt sind“, wie Fachdienstleiter Georg Jöres sagt. Dagegen wollte das Team etwas tun und erstellte ein Programm aus bewährten und neuen Kooperations- und Kommunikationsübungen. „Der Klassiker ist die Flussüberquerung“, sagt Georg Jöres. Heißt: Die Klasse muss gemeinsam ein fiktives Hindernis überwinden.

„Es gibt Klassen, die brauchen dazu 60 Minuten“

Eine andere Aufgabe kann sein, eine Minute lang durch einen Raum zu gehen, ohne mit jemand anderem zu sprechen oder ihn zu berühren. „Es gibt Klassen, die brauchen dazu 60 Minuten“, sagt Dieter Spliethoff, der das „Soko-Team“ leitet. Anschließend wird über die Übung gesprochen: Was habt ihr gemacht? Was war gut, was nicht so? Wie habt ihr euch dabei gefühlt? Fremd- und Eigenwahrnehmung werden so besprochen, Kommunikation geübt, Gruppendynamik beleuchtet.

Ansprechpartner für Schulen und Spender

Die WAZ-Aktion „Jolanthe“ startete mit dem „Neujährchen“ – dem Neujahrsfest auf der Schleuseninsel. Der Erlös des Tages und aus einem Losverkauf ging komplett an die Caritas-Aktion. Ergänzt wurde die Summe von 4000 € durch Spenden von Lesern und der Sparkasse.

Schulen, die Interesse am Sozialkompetenztraining haben, können sich bei Dieter Spliethoff und Sebastian Arntz melden und informieren: 300 08 -64. Unter dieser Nummer können sich natürlich auch gerne Menschen melden, die noch für das Projekt spenden möchten.

Hauptzielgruppe sind Grundschüler, Zweit- und Drittklässler. „Wir möchten einen Grundstein legen und nicht defizitorientiert arbeiten“, sagt Georg Jöres. Allerdings wurde das Angebot inzwischen auf Hauptschulen erweitert, da ist die Lage dann ein wenig anders. In Grundschulen umfasst ein Training zehn Doppelstunden, an Hauptschulen findet es ganzjährig statt. Dieter Spliethoff und Sebastian Arntz leiten es als Hauptamtliche, werden von einem Team aus geschulten Honorarkräften unterstützt. Diese Personalkosten sind es, die die Finanzierung schwierig gestalten. Nachdem ein Sponsor absprang, stieg der Eigenanteil für Schulen von 30 € pro Doppelstunde auf 75 € – nicht alle Schulen können das zahlen.

Eigenmittel setzte die Caritas ein und will auf jeden Fall „weiter dranbleiben“ und Spenden akquirieren. Denn für das Team ist klar, dass das Angebot nötig ist – und das in Styrum wie in Saarn. Denn letztlich, sagt Dieter Spliethoff, gelte für alle Schichten: „Es wird sich zu wenig Zeit genommen. Wenn man sich anguckt, was einige Familien miteinander reden. . . Eine SMS ist dagegen geschwätzig.“