Mülheim. Ab Herbst stehen Kunden, Händlern, Gastronomen und Bewohnern der Innenstadt durch die Großbaustellen am Dickswall, Tourainer Ring und Klöttschen harte Zeiten bevor, jahrelang. Die Sorgen sind groß, denn Umsatzrückgänge scheinen programmiert.

Zur Information was, wann, wo geplant ist und vor allem wie lange es dauert, luden kürzlich das Planungsdezernat gemeinsam mit der Stadtmarketing-Gesellschaft MST ein – allerdings nichtöffentlich, das heißt: ohne Medien. Mit etwa 50 Händlern und Gastronomen war die Resonanz groß. Sorgen gibt es vor allem am Dickswall, wo der Verkehr nur einspurig möglich ist und Parkplätze wegfallen. Im September soll zwischen Tourainer Ring und Kuhlendahl 18 Monate lang gebuddelt werden. Dann gehts weiter in Richtung Innenstadt.

„Wer 20 Minuten im Stau steht, fünf Euro Parkgebühr bezahlt und dann kein Einkaufserlebnis hat, kommt nicht mehr zurück in die Stadt“, ist sich Udo Hartmann von der Fotofabrik sicher. Auch im Hinblick auf Ruhrbania hält er den Zeitpunkt für die Großbaustelle für denkbar ungeeignet, weil so die Gastronomie am Hafenbecken schon unter einem schlechten Vorzeichen startet. Über seine eigene Zukunft ist er sich noch im Unklaren. Zwei Jahre lang läuft noch sein Mietvertrag an der Schloßstraße. Zu den derzeitigen Konditionen werde er definitiv nicht verlängern, denn 1a ist die Schloßstraße schon lange nicht mehr. Vielleicht ziehe er um in eine Nebenstraße, da seien die Mieten deutlich geringer und die Kundenfrequenz auch nicht schlechter. „Die Kunden orientieren sich während der lange Bauphase um, wer einmal woanders hingegangen ist, der kommt nicht mehr zurück.“

Es könnte Kunden kosten

Für Händler könnten durchaus existenzielle Probleme entstehen, davon ist auch Hermann Pogge, Vorsitzender der Werbegemeinschaft WGI überzeugt. Wie weit die Umsätze zurückgehen, dass sei Spekulation. „An der Notwendigkeit der Rumbachsanierung gibt es keinen Zweifel. Das ist seit Jahren bekannt“, sagt Pogge. Aber die Händler sind mit der Taktung der Baustellen unzufrieden. Warum muss so vieles gleichzeitig geschehen? Pogge beklagt die Schwerfälligkeit der Politik, der der Ernst der Situation offenbar nicht bewusst sei.

Als Beleg führt er die Diskussion um Sondernutzungen an, etwa die Kosten für Außenbestuhlung, die durch die Initiative eines Gastronoms angestoßen wurde. SPD und FDP hatten eine Halbierung vorgeschlagen. Dass CDU und Grüne jetzt um Cents feilschen und im Hauptausschuss Beratungsbedarf angemeldet haben, ist ihm unverständlich, das findet er fürchterlich. „In der derzeitigen Situation tut einem Händler schon eine Belastung von 50 Euro im Monat weh.“

Kostenloses Parken?

Die Händler wollen aber nicht nur jammern. „Es darf nicht zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung werden. Wir müssen das Beste aus der Situation machen. Vielleicht wird es ja auch nur halb so schlimm“, sagt etwa Jutta Pfeiffer von Papierwerk. Ernst nehmen muss man die Situation aber dennoch. Das Beste zu tun, bedeutet für sie auch zu überlegen, wie man die Negativfolgen für den Handel am wirkungsvollsten abfedert. Etwa beim Thema Parken. Dazu wurden an dem Abend auch von Händlern einige Anregungen gemacht. Etwa freies Parken in der Stadt für zwei Stunden, verbunden mit einer Parkscheibenregelung. „Das ist eine Lösung, die wir deutlich unterstützen“, sagt Pogge.

Sorgen ernst nehmen

Oder im Forum könnten kostenlose Parkplätze angeboten werden. Das soll beim Hafenfest am 11. Mai auch geschehen, wie einer der Teilnehmer anmerkte. Forum-Manager Wolfgang Pins habe signalisiert, dass er zu Gesprächen bereitstehe. Eine dritte Idee ist es, dass Kunden am Parkplatz Konrad-Adenauer-Brücke parken und mit einem Shuttle-Bus in die Innenstadt fahren. Planungsdezernent Peter Vermeulen habe eine Prüfung dieser Vorschläge angeboten, wie Teilnehmer berichten. Er habe zudem angekündigt, dass ein Mitarbeiter der Verwaltung als Ansprechpartner für Probleme benannt werde. Außerdem solle ein solches Forum, sobald weitere Information vorliegen, demnächst wiederholt werden. „Wir haben das Gefühl, dass die Verwaltung für unsere Sorgen sensibilisiert ist und sie ernst nimmt“, meint Pfeiffer.