Mülheims. . Die große Buddelei rings um die Mülheimer Innenstadt geht weiter: Allein für dieses Jahr sieht die Stadt 14 Baumaßnahmen vor, die den Verkehr rund um die Innenstadt einschränken werden. Die Politik mahnt an, Bürger und Händler rechtzeitig zu informieren.

Marion Lebbing hat es in der Hand. Sie ist im Amt für Verkehrswesen und Tiefbau zuständig für die Koordination der städtischen Baustellen. Funktioniert alles reibungslos, werden Lebbing und Kollegen weniger Stress bekommen mit Anwohnern, Händlern, Gewerbetreibenden und anderen Mülheimer Bürgern, die die Verkehrsplanung der Stadt routiniert auf dem Kieker haben. Lebbing hat einen schweren Job, dessen ist sie sich bewusst. Nun präsentierte sie den eng gestrickten, komplizierten Zeitplan für die kommenden Baustellen rings um die Innenstadt. Der City steht eine weitere große Herausforderung bevor – mit 14 mehr oder minder großen Baustellen.

Am Donnerstag im Mobilitätsausschuss hatte Lebbing ihren Humor jedenfalls noch nicht verloren. Als letzte Folie ihrer 23-seitigen Präsentation warf sie einen WAZ-Bericht aus dem Jahr 2007 an die Wand. „Es wird weiter gewühlt“, war er betitelt. Ein Leser hatte sich gefragt, wann aus „Wühlheim“ wieder Mülheim wird. Die Stadt hatte dem Bürger schon damals wenig Hoffnung auf schnelle Abhilfe machen können. Noch mehrere Großprojekte stünden an, dazu seien an die 100 Straßen zu sanieren – eine Daueraufgabe bis zum Jahr 2022. Am Donnerstag sagte Lebbing nun: „Vielleicht ist es 2022 so weit, dass wir von vorne anfangen können.“

Politiker: Baustellen zeugen von einer lebendigen Stadt

Baustellen gehörten zu einer lebendigen Stadt hinzu, wo nicht gebaut werde, sei Stadt tot – so das vielstimmige Echo aus der Politik. Dennoch gab es deutliche Mahnungen Richtung Verkehrsplanung, alle Vorhaben frühzeitig mit den betroffenen Anwohnern und Gewerbetreibenden zu kommunizieren, damit böse Überraschungen ausbleiben. Es solle nicht wieder vorkommen, dass Ladenbesitzer von einem Tag auf den anderen plötzlich nicht mehr zu ihrer Eingangstür kommen, weil der Bürgersteig davor weggerissen ist, so Ilselore Paschmann (CDU).

Dieter Wiechering (SPD) forderte, den Innenstadt-Händlern Infoveranstaltungen anzubieten. Baudezernent Peter Vermeulen sagte Transparenz des städtischen Handelns zu, merkte aber auch an: „Es wird unweigerlich wieder zum Effekt kommen, dass die Erreichbarkeit der Innenstadt kritisiert wird.“ Baustellen-Koordinatorin Lebbing sagt gerade mit den Großbaustellen Tourainer Ring/Klöttschen und Dickswall Staus voraus. „Der ist vorprogrammiert.“

Das sind die 14 größeren Baustellen rings um die Innenstadt 

1 Heißener Straße, Klöttschen bis Schillerstraße: Hier bewegt sich die wandernde Kanalbaustelle gen Osten. Bis Mai 2014 wird gebuddelt. Aufgrund der Vollsperrung sind Umleitungen des Verkehrs a) über Hingberg, Kalkstraße, ­Dickswall, Tourainer Ring und Klöttschen und b) über Eppinghofer, Bruch- und Scheffelstraße nötig.

2 Brückstraße, Buggenbeck bis Hingberg: Hier werden seit Februar Kanäle und Trinkwasserleitungen erneuert, bis Juni müssen die Ver- und Entsorger laut eng gestecktem Zeitplan fertig sein. Die Fahrbahn wird teilweise eingeengt, teilweise komplett gesperrt. Eine Umfahrung ist möglich über die Buggenbeck und Sigismundstraße.

3 Hingberg, Sigismund- bis Christianstraße: Hier soll der Kanalbau im Juni beginnen, ein Ende ist im August geplant. Der Hingberg wird nur einspurig befahrbar sein. Den Zweirichtungsverkehr regelt eine Baustellenampel.

4 Brückstraße, Hingberg bis Körnerstraße: Den zweiten Abschnitt der Kanalbaustelle Brückstraße soll SEM von Mai bis Juli angehen und ebenfalls im August abschließen. Der Straßenabschnitt wird zur Einbahnstraße Richtung Heißener Straße.

5 Aktienstraße, Bergische bis Sandstraße: Auch der „dringend erforderliche“ Kanalbau in der Aktienstraße muss fertig sein, bevor die richtig großen Baustellen an den Start gehen (s. unten). Weil der Kanal mitten unter der Fahrbahn liegt, muss der Kraftverkehr zwischen April und Juni über die Gleistrasse der Linie 104 geleitet werden. Eine Zufahrt zur Sand- wird über die Zinkhüttenstraße möglich sein.

6 Klöttschen, Parallel- bis Heißener Straße: Im Juni und Juli sollen erste Arbeiten beginnen. Ein alter, tiefer Bergbauschacht ist zu verfüllen und ein darin bisher freischwebender Kanal neu zu verlegen, bevor die Straße für den Zweirichtungsverkehr ausgebaut wird. Im Juni/Juli wird es eine erste Vollsperrung geben. So ist es erforderlich, dass bis dahin der Kanalbau in der Aktienstraße beendet ist. Denn als Umleitung ist die Route Tourainer Ring, Friedrich-Ebert-, Aktien- und Eppinghofer Straße geplant.

7 Klöttschen, Bruch- bis Heißener Straße: Den Umbau am Klöttschen will die Stadt trotz ausstehender Förderzusage im Oktober in Angriff nehmen. Starten will sie im Norden, wo für Klöttschen, Eppinghofer und Bruchstraße zur Beseitigung des Unfallschwerpunktes ein Kreisverkehr geplant ist. Bis Februar 2015 soll dieser fertig sein. In der Bauzeit bleibt die Bruchstraße gesperrt (Umleitung über Heißener und Scheffelstraße), im gesperrten Klöttschen wird die Einbahnstraßenregelung aufgehoben, damit die Anlieger den Weg aus der Sackgasse finden. Ist der Kreisverkehr im Norden fertig, soll dieser Straßenabschnitt direkt für den Zweirichtungsverkehr ausgebaut werden. Zwischen März und Juli 2015 wird die Fahrbahn an dieser Stelle eingeengt oder kurzzeitig komplett gesperrt. Umleitung: über Bruch-, Heißener und Eppinghofer Straße.

8 Tourainer Ring: In zwei Wochen im August soll mit Kanalbauarbeiten ein neuer Schachtanschluss geschaffen werden. Der Tourainer Ring wird zur Ferienzeit nur einspurig befahrbar sein.

9 Dickswall, Tourainer Ring bis Kuhlendahl: Schon jetzt laufen Vorarbeiten für die wuchtige Kanalbaustelle „Rumbach“, an der Essener Straße werden bestehende Kanäle angepasst an die künftig deutlich größeren Dimensionen. Dafür muss die Straße stadteinwärts teilweise gesperrt werden, der Verkehr wird umgeleitet über die B1 und den Werdener Weg Richtung City. Im September schließlich soll es richtig losgehen. Kanalrohre von zwei Metern Durchmesser sind anzuliefern und in einer 4,5 Meter breiten, vier bis sieben Meter tiefen Baugrube zu verlegen. Ein Mammutprojekt, für das auf der östlichen Einfallstraße zur Innenstadt eine Bauzeit bis September 2016 kalkuliert ist. In den jeweiligen Bauabschnitten wird nur eine Fahrspur je Richtung zur Verfügung stehen. Für eine Anlieferung der großen Rohre könnten nachts zeitweise auch Vollsperrungen nötig werden.

10 Kaiserstraße, Adolf- bis Weißenburger Straße: Die MVG arbeitet hier im März im Gleisbau. Je eine der zwei Fahrspuren pro Richtung entfällt.

11 Dimbeck/Kettwiger Straße, Wertgasse bis Höhenweg: Die laufenden Arbeiten an Gasleitungen und am Kanal sollen bis Dezember abgeschlossen sein. Die Fahrbahn wird eingeengt bzw. mit der wandernden Baustelle gesperrt. Umleitungen: a) bis Antoniusstraße über Höhenweg, Stift-, Max-Planck- und Rochusstraße, b) ab Antonius­straße über Kluse, Lohscheidt und Schulstraße.

12 Schloßbrücke: Die Brücke braucht in ihrem südlichen Teil neue Dichtungen und eine Sanierung. Sie wird zwischen Juni und August nur auf einer Fahrspur je Richtung zu befahren sein.

13 Mendener Brücke: Hier, auf der zentralen Nord-Süd-Achse, müssen die Dehnungsfugen erneuert werden, ebenso der Belag auf Fahrbahn und Gehweg. Auch hier gilt zwischen Juni und September: nur eine Fahrspur je Richtung.

14 Adolfstraße, Kämpchenstraße bis Kuhlendahl: Kanal- und Straßenbau stehen an, sind aber noch nicht terminiert, weil ein Straßeneinbruch aktuell Sorgen bereitet. Klar ist: Während der Bauzeit gibt es teilweise Vollsperrungen und wechselnde Verkehrslenkungen, so die Stadt.