Mülheim. Thomas Zie gründete vor einem Jahr die Facebook-Seite „Du weißt, dass du aus Mülheim kommst“. Bis heute ist die Gruppe auf über 11.000 Mitglieder angewachsen. Dort wird gepostet, was in Mülheim Thema ist – von der Ruhrbania-Postkarte über Schulfotos bis zum entlaufenen Hund.
Wir haben gestaunt, wie Mülheim in schwarz-weiß aussieht, haben geschwärmt vom Sonnenuntergang über dem Ruhrtal und uns geärgert über die Baustellen vor unserer Haustür. Dank der Schwarmintelligenz wissen wir, wo der nächste Blitzer steht oder welche Bahn Verspätung hat. Mittlerweile posten 11.000 Mitglieder – und es werden täglich mehr: Die Facebook-Gruppe „Du weißt, dass du aus Mülheim kommst...“ feiert ihren ersten Geburtstag.
Drei sonnenbebrillte Sonnyboys lehnen lässig mit eingeölten Muckis an einer Säule, im Hintergrund schäumt das Meer. „Ruhr California Ruhrbania“ prangt als Gruß darüber. „Die ersten Postkarten aus Ruhrbania Beach, Port of Mulheim on the Ruhr, könnten schon bald in den Druck gehen“, ulkt Nutzer Nils-Holger Kraft, der die überarbeitete Postkarte gepostet hat. Ein wenig weiter unten guckt ein Hundewelpe in die Kamera, darunter wünscht der Urheber allen Mülheimern „Schönen Abend und später Gute Nacht!“. So verabschieden sich die Mitglieder der Gruppe Tag für Tag, um am nächsten Morgen wieder Neues, Spannendes oder Witziges aus der Stadt zu posten. Die Gruppe ist Marktplatz, Schwarzes Brett, Erinnerungs- und Fundbörse in einem. Da wird spekuliert, diskutiert, gesucht und gefunden (EC-Karten übrigens genauso wie Hunde).
Werbung wird "gnadenlos gelöscht"
Dabei hatte Thomas Zie die Seite nur aus „einer Laune heraus“ bei Facebook angelegt. Am 18. März 2013 saß er bei „wunderbarem Wetter“ in der Müga. „Dort habe ich die Gruppe vom Handy aus gegründet.“ Als er abends nach Hause kam, hatten sich bereits 250 Mitglieder eingetragen. „Irgendwann gab es kein Halten mehr“, erinnert sich Thomas Zie. „Ich war selbst erschrocken.“ Und erfreut. Schließlich war bereits ein paar Monate später die 10.000er-Marke geknackt.
„Dann wurde es immer mehr mit der Werbung“, erklärt der Administrator. Natürlich entdeckten viele Unternehmer die Gruppe als idealen Ort für kostenlose Werbung. „Doch das wird gnadenlos gelöscht.“ Genau wie Beleidigungen. Doch dazu komme es eher selten. „Vieles reguliert sich von selbst.“ Erstaunlich ruhig und gesittet ginge es zu, trotz der hohen Mitgliederzahl. Etwa eine Stunde am Tag wendet Thomas Zie dafür auf, schaut über die Einträge und bei jedem neuen Anwärter kurz über das Profil. Für den 2. Geburtstag der Mülheimer Facebook-Seite würde sich Gründer Thomas Zie wünschen, dass das Portal zu einer „festen Institution wird, die keinen Administrator mehr braucht“. Das Kind soll lernen, alleine zu laufen.
„Durch die ganzen Erzählungen und Fotos lernten wir , die ‘Jüngere Generation’, Mülheim von damals kennen. Und jeden Tag erfahren wir mehr vom ‘Früher’“, schreibt etwa Nutzerin Blackangelseyes Sandra, die zum Geburtstag gratuliert. „Ich lerne Mülheim jeden Tag neu kennen, obwohl ich hier geboren wurde. Ich danke allen Mitgliedern !!! Ohne euch würde diese Gruppe nicht funktionieren.“