Dass die elektronische Welt sehr schnell real werden kann, hat die Mülheimer Facebook-Gruppe durch die Attacken auf den Gründer und Administrator schmerzlich erfahren. Nachdem rechtspopulistische oder querulante Mitglieder den Mann bedrohen, erlebt er unter den 11029 Mitgliedern viel Unterstützung.
Ein gutes Zeichen: Nachdem wir gestern darüber berichtet hatten, das gegen Thomas Zielke, den Administrator der Mülheimer Du weisst-Facebook-Gruppe, Drohungen ausgesprochen worden sind, konnte man schon am gleichen Tag Solidaritätsbekundungen mit ihm in der Gruppe lesen.
Er solle sich nicht unterkriegen lassen, so der Tenor. Und wenn er tatsächlich beleidigt und bedroht würde, solle er auch vor einer Anzeige nicht zurückschrecken. Gleichzeitig war aber auch zu spüren, dass viele Gruppenmitglieder erschrocken darüber waren, dass ihr Forum (aktuell: 11 029 Mitglieder) überhaupt zum Anlass für solche Konflikte werden konnte. Und in der Tat, wer selbst keine Pöbeleien erlebt oder sich auch nur an Diskussionen zu Beiträgen mit harmlosem Inhalt beteiligt, für den konnte dies tatsächlich eine neue Erkenntnis sein. Während man sich als Gruppenmitglied aber ja in der Tat aussuchen kann, welche Beiträge man wahrnimmt und welche nicht, muss der Administrator versuchen, den Überblick zu behalten. Und bei den unerfreulichen Beiträgen muss er einschreiten. Zumindest sieht Zielke darin seine Verantwortung.
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser
Und er nimmt sie, im Gegensatz zu anderen Administratoren, eben nicht wie ein „Diktator“ wahr, obwohl ihn dieser Vorwurf auch schon erreicht hatte. Zielke hat sich so genannte Beiräte an die Seite gestellt. Mit ihnen spricht er sich ab, wenn es zu Konflikten mit einzelnen Gruppenmitgliedern kommt oder sucht ihren Rat. Vor allem werfen sie ebenfalls einen Blick auf die Gruppe. Denn Zielke ist schließlich nicht 24 Stunden online - und will es verständlicherweise auch gar nicht sein.
Es gibt also in der Gruppe auch eine gewisse Kontrollinstanz gegenüber den Entscheidungen des Administrators. Das mag zwar noch nicht ausreichen, ist aber im Vergleich zu ähnlichen Foren im Sozialen Netzwerk schon ziemlich viel.
Zeichen gegen Gewalt
Schließlich hängt aber auch viel an der Selbstdisziplin der Gruppenmitglieder. Je weniger unnötige Polemik und Aggressivität in den Beiträgen, desto einfacher wird die Arbeit für den Administrator.
So stimmt es erfreulich, dass gestern neben den Solidaritätsbekundungen für Zielke auch noch ein anderes Zeichen gegen Gewalt gesetzt wurde. Bei den Beiträgen über den Flashmob in der Innenstadt, bei dem tanzend gegen Gewalt gegen Frau protestiert wurde, haben viele Gruppenmitglieder auf den „Gefällt mir“-Button gedrückt. Auch das ein gutes Signal.