Mülheim. Vor allem für Kinder birgt das Internet viele Gefahren: Als vier Siebtklässler eines Mülheimer Gymnasiums von Problemen bei Spiele-Apps wie „Talking Angela“ hören, beschließen sie umgehend, ihre Altersgenossen zu warnen. Die Polizei würde sich solches Vorgehen öfter wünschen.

Ein nettes Unterhaltungsangebot für Kinder und Jugendliche, auf den ersten Blick zumindest: Eine virtuelle Katze erscheint auf dem Bildschirm, man kann sie streicheln, füttern oder auch mit ihr chatten. Da man für diese Plauderei auch einen Kindermodus einstellen kann, soll auch sichergestellt sein, dass es nur um jugendfreie Themen geht. Also ist „Talking Angela“, wie diese App heißt, nur ein harmloses Spiel?

Dass aus Spiel schnell Ernst werden kann - und daher auch immer ein gehöriges Maß an Vorsicht geboten ist, das haben schon immer Eltern versucht, ihren Kindern klarzumachen. Diese Verhaltensregel gilt in der analogen Welt, für die digitale gilt sie noch mehr. Der aktuelle Fall Edathy beweist, wie wichtig es ist, mit Kindern über Gefahren im Netz zu sprechen und sie zu einer gesunden Skepsis zu erziehen.

Ander informieren

Vier Schülerinnen und Schüler der 7. Jahrgangsstufe der Karl-Ziegler-Schule haben nun bewiesen, dass sie tatsächlich diese Skepsis haben und wissen, wie sie sich schützen können. Es geht um das Katzen-Spiel - am Ende hat sich zwar gezeigt, dass keine Gefahr droht. Aber der Reihe nach. „Wir hatten bei Facebook gelesen, dass man dort aufgefordert wird, persönliche Daten einzugeben. Das finden wir gefährlich. Deswegen wollten wir auch andere Kinder darüber informieren“, so Sonja Grabowski, die die 7c am Ziegler-Gymnasium besucht.

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In der Tat kursieren in den Sozialen Netzwerken seit einigen Tagen Warnungen vor dem Katzen-Spiel. Dort steht zum Beispiel: „Achtung: Die App ,Talking Angela’ wurde von einem Pädophilen aus Amerika gehackt. Dieser Mann kann dich beobachten und hat auf alle Daten auf dem Handy Zugriff. Er stellt sehr persönliche Fragen, will wissen, wo du wohnst und macht versteckt Fotos mit der Handykamera, um dich dann zu stalken.“

Der Gefahr bewusst

Und tatsächlich: In dem linken Auge der Katze kann der Umriss eines Mannes erkannt werden. Mittlerweile ist allerdings von Experten festgestellt worden: Es handelt sich um eine Falschmeldung, einen sogenannten „Hoax“. Und auch seitens des Entwicklers der App, dem seriösen Software-Unternehmen Outfit 7, ist mittlerweile glaubhaft versichert worden, dass kein Hacker Zugriff auf die App hat. Es besteht also keine Gefahr für Kinder. Das ist die eine Seite der Geschichte.

Die andere, die positive lautet: Kinder sind skeptisch, auch gegenüber vermeintlich harmlosen Spielen im Netz. Und sie sind sich ihrer potentiellen Gefährdung bewusst. Deswegen haben die vier Siebtklässler, nachdem sie von dieser Warnung gehört haben, sie nicht einfach ignoriert, sondern haben sich Gedanken gemacht, wie sie sich besser schützen können. Mit Ergebnissen. Und weil sie auch andere Kinder warnen wollten, haben sie sich an die Redaktion gewandt. Und so zeigen sie das richtige Problembewusstsein. Ein gutes Beispiel - auch wenn sich erfreulicherweise der konkrete Fall als harmlos erwiesen hat.