Mülheim. Thomas Zielke nimmt seine Tätigkeit sehr ernst. Nachdem der Gründer und Administrator der Mülheimer Facebook-Gruppe „Du weisst das Du ein Mülheimer bist“ Hassparolen und braunes Gedankengut auf der Seite fand, hat er konsequent die Einträge gelöscht. Jetzt sieht er sich Drohungen ausgesetzt.

Und plötzlich hat man Verantwortung. So ging es Thomas Zielke, dem Gründer der Facebook-Gruppe „Du weisst das Du ein Mülheimer bist“. Denn nachdem er dieses Forum vor gut einem Jahr gegründet hat, wuchs die Zahl der Mitglieder stetig an - mittlerweile ist die 11.000er-Marke überschritten worden. Es gibt keine größere Gruppe mit Mülheimer Schwerpunkt in dem Sozialen Netzwerk.

Doch mit den vielen Mitgliedern kommen auch die Probleme. Denn nicht jeder, der sich der Gruppe anschließt, hat nur lautere Motive im Sinn. Während der Großteil sich vollkommen ruhig verhält oder die Gruppe einfach als ein Forum für Mülheimer Belange nutzt, gibt es auch Versuche, die Gruppe für eigene Anliegen zu instrumentalisieren. Manchmal für kommerzielle Zwecke, immer öfter aber auch politisch.

Einige Mitglieder wurden ausgeschlossen

Und jetzt kommt wieder Thomas Zielke ins Spiel. Als Administrator ist er nämlich der einzige, der in solchen Fällen einschreiten kann. Der Unterschied zu vielen anderen Administratoren bei vielen ähnlichen Gruppen, Zielke tut es auch. „Ich finde, dass ich dafür verantwortlich bin.“

So hat er in der Vergangenheit immer wieder Beiträge, in denen etwa ausländerfeindliche Inhalte verbreitet wurden, entfernt oder Mitglieder, die durch Aggressivität aufgefallen sind, aus der Gruppe ausgeschlossen. Und damit macht man sich natürlich nicht nur Freunde. „Ich habe in der letzten Zeit mehrere persönliche Nachrichten bekommen, in denen ich bedroht worden bin“, berichtet Zielke.

Konkrete Gewaltandrohung 

In diesen Mitteilungen wird Zielke, zumeist in ziemlich vulgärer Sprach, ganz konkret Gewalt angedroht. Mittlerweile hat er sich auch schon an die Polizei gewandt und dort Hilfe gesucht. Eine förmliche Anzeige hat er noch nicht erstattet. Freilich, so bestätigt ein Polizei-Sprecher auf Anfrage, sei dies der erste Schritt, um tatsächliche Ermittlungen einzuleiten. Diese würden mit der Anzeige schließlich automatisch in Gang gesetzt. Eine Frage, die etwa geklärt werden müsste, ist, ob die Versender der Droh-Mails bei Facebook tatsächlich mit ihrem echten Namen unterwegs sind.

Verfassungsschutz rät zur Anzeige

„Ich wäre froh, wenn sich die Drohungen nur als letztlich harmlose Pöbeleien entpuppen würden“, so Zielke. Aber sein Eindruck ist, dass dahinter rechtspopulistische Stimmungsmacher stecken, von denen einige durch seine Intervention schon aus seiner Facebook-Gruppe herausgeflogen sind. Einige von ihnen, so seine Beobachtung, haben sich mittlerweile in einer eigenen Gruppe gesammelt. Sie hat sich den martialischen Namen „Bürgerwehr“ gegeben. Eine offene Gruppe, die aktuell 126 Mitglieder hat.

Allerdings stammt der letzte Eintrag noch aus dem letzten Jahr. Schaut man sich die Beiträge davor an, so kann man in der Tat eine rechtspopulistische Tendenz feststellen. Sie richtet sich etwa gegen die Euro-Politik der Bundesregierung oder eine vermeintliche Islamisierung Deutschlands. Allerdings ist auch klar: Die Aussagen, die dort getroffen werden, mögen falsch sein, verboten sind sie nicht.

Rückendeckung vom Verfassungsschutz

Für Thomas Zielke ist es jedoch wichtig, aufmerksam zu sein. Zu groß scheint ihm die Gefahr, dass durch solche populistischen Sprüche sukzessive die öffentliche Meinung beeinflusst werden kann. In seiner Facebook-Gruppe will er jedenfalls weiter darauf achten. Und er bekommt auch Rückendeckung vom Verfassungsschutz: „Es ist wichtig, hier aufmerksam zu sein“, so Jörg Rademacher., Sprecher beim NRW-Innenministerium Sobald tatsächliche Straftaten vorliegen würden - das gelte eben auch für Beleidigungen - könne nur ein Weg richtig sein: eine Anzeige.