Mülheim. Drei Jahre lang suchte eine Steuerungsgruppe nach Wegen, wie mit weniger Geld kirchliche Arbeit geleistet werden kann. Eine „Streichliste“ liegt nun vor - und steht zur Diskussion. Die Synode entscheidet über die Vorschläge.
Was kann Kirche aufgeben,worauf verzichten, um Geld zu sparen? Seit gut drei Jahren diskutiert eine Steuerungsgruppe des Evangelischen Kirchenkreises an der Ruhr unter Vorsitz der Pfarrerin Dagmar Tietsch-Lipski darüber, wie in den nächsten Jahren mit deutlich weniger Geld den Menschen eine gute Kirche geboten werden kann. Das Ergebnis liegt jetzt vor: Von jetzt acht Gemeinden könnten danach nur noch drei Großgemeinden übrig bleiben.
Das wären der Mülheimer Norden, die Vereinigte mit Heißen und Kettwig sowie die Region links der Ruhr. Die Zentralisierung hat in der Evangelischen Kirche jedoch auch Gegner: „Die Wurzeln der Kirche sind die Gemeinden“, sagt ein Presbyter. Aber Regionalisierung ist nicht alles: Reduzierung der Mittel bei der Familienbildungsstätte, Kürzungen bei der Krankenhaus-Seelsorge und der Kirchenmusik, Reduzierung der Pfarrstellen von 21 auf 15, Personalkostenreduzierung bei der Jugendarbeit, Abstriche bei der Ladenkirche – das sind alles, wie Dagmar Tietsch-Lipski betont, Vorschläge, über die letztlich im Mai die Synode entscheiden muss.
Nicht jede Gemeinde müsse einen Kirchenmusiker haben
Es geht im evangelischen Kirchenkreis mit seinen rund 56.500 Christen darum, etwa eine Million Euro jedes Jahr weniger auszugeben – bei derzeit rund 8,7 Mio. Euro Steuereinnahmen plus Spenden und Zuschüssen. Derzeit wird das Geld komplett ausgegeben. „Wir brauchen mehr Miteinander, eine bessere Vernetzung der Angebote, mehr Denken in größeren Räumen“, sagt die Leiterin des Arbeitskreises und versteht das Konzept keineswegs als ein reines Sparkonzept: Durch Bündelung von Angeboten könne Qualität gesichert werden. Es müsse und könne etwa nicht mehr jede Gemeinde einen Kirchenmusiker haben.
Für die Kirche ist das alles schmerzhaft. Mögliche Großgemeinden, wie es sie in der katholischen Kirche bereits gibt, sind Pfarrern wie Michael Manz aus Styrum ein Gräuel: „Kirche muss sich mehr denn je um Menschen kümmern“, betont er und fragt, wie das bei künftig vielleicht 4000 Gemeindegliedern auf einen Pfarrer funktionieren soll. Seelsorge am Fließband im Schnellverfahren? Schon die jetzige Vergrößerung von Gemeinden stelle Pfarrer vor Probleme. Kürzungen bei der Notfall-Seelsorge, bei der Krankenhaus-Seelsorge – für Manz alles schwer vorstellbar, und er gesteht eine gewisse Ratlosigkeit.
Für Dagmar Tiesch-Lipski tun sich noch andere Probleme auf: Anfang der 20er Jahre wird es eine Pensionierungswelle bei Pfarrern geben. Theologischer Nachwuchs fehlt, und das im großen Umfang.