Mülheim. Öffentlicher Dienst: Nahverkehr ruht am Dienstag komplett, viele Dienste sind deutlich eingeschränkt. Mit einer lautstarken Kundgebung auf dem Kurt-Schumacher-Platz unterstreichen die Bediensteten die Tarifforderungen ihrer Gewerkschaft.

Gut 800 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes in Mülheim folgten am Dienstag dem Aufruf der Gewerkschaft Verdi zum Warnstreik. Auf dem Kurt-Schumacher-Platz machten Beschäftigte ihre Forderungen lautstark deutlich.

Die Frühschicht der Verkehrsgesellschaft MVG streikt ab 3 Uhr in der Nacht. Nichts rollt mehr, kein Bus, keine Tram. Im Bahnhof sind die Treppen zur U-Bahn mit Flatterband gesperrt. Gegen sechs stoßen Fahrer der Müllentsorgung dazu. Es gibt Kaffee, „die Kollegen diskutieren sich die Köpfe heiß“, berichtet Gewerkschaftssekretärin Anne Conrads. An diesem kühlen Morgen ist das mit den heißen Köpfen keine schlechte Idee.

Dem Demozug vom MVG-Betriebshof in die Innenstadt schließen sich Erzieherinnen an und Angestellte aus dem Rathaus. 800, vielleicht 900 Streikende versammeln sich schließlich vor dem Forum. Aus großen Boxen dröhnt Popmusik („An Tagen wie diesen“). Viele tragen bedruckte Plastikwesten, Aufdruck: „Wir sind es wert!“, schwenken Fahnen, fabrizieren Lärm mit Ratschen, Tröten, Trillerpfeifen. „Macht mal richtig Krach“, ruft Anne Conrads ins Mikrofon.

„Forderung ist nicht maßlos“

Geringe Beteiligung bei Müllabfuhr

Bei der Müllabfuhr beteiligten sich nur 90 Kollegen am Streik, bedauert Günter Wolf, Vizegeschäftsführer des Verdi-Bezirks. „Eigentlich hätten es doppelt so viele sein müssen.“

Der Betriebsrat habe einen Antrag der Geschäftsführung auf Mehrarbeit am Samstag nachgegeben, daraufhin hätten viele nicht mitgestreikt, so Wolf. „Daran müssen wir beim nächsten Mal noch arbeiten.“

Mit dem Ausstand wollen die Beschäftigten „klarmachen, was fehlt, wenn wir nicht da sind“, eröffnet Conrads die Kundgebung. Die Tarifforderungen seien nicht maßlos, so die Gewerkschafterin. Die Städte sind pleite? „Das Gejammer der Arbeitgeber ist ein absurdes Ritual. Es haben ja nicht die Beschäftigten über ihre Verhältnisse gelebt.“

Lauter Applaus für Jugendsprecherin Julia Janssen. Sie unterstreicht die Forderung, Azubis zu übernehmen. „Wir sind es leid, dass Jugendlichen die Perspektive genommen wird.“

Kurz nach 10 Uhr ziehen die Streikenden in ihre Betriebsstätten. Der Streik ist vorbei. Vorerst. Anne Conrads: „Wenn die Arbeitgeber kein Angebot vorlegen, stehen wir wieder hier. Und wenn Bürger sauer sind, sollten sie sich nicht an die Beschäftigten wenden, sondern an die Stadtspitze.“

Wenig los in Behörden

Viele Bürger hatten sich offenbar auf den Streiktag eingestellt: In Behörden war wenig los, die Betreuung in Kita-Notgruppen klappte, berichtet Stadtsprecher Volker Wiebels. Einzig Busse und Straßenbahnen standen still.

Kernforderungen der Gewerkschaft: Übernahme von Azubis, 100 Euro pauschal und 3,5 % mehr Gehalt. Ein solcher Abschluss koste 5,7 Mio. Euro im Jahr, hat die Stadt ausgerechnet, kalkuliert sind nur 1,5 Mio.