Mülheim. . Bis auf die Bahn ruht der Nahverkehr. Rathaus und Agentur für Arbeit nur ausgedünnt dienstbereit. Viele Mülltonnen werden stehen bleiben. Kita-Kinder sollten zu Hause bleiben oder werden in Notgruppen betreut. Verdi-Sekretärin: Streikbereitschaft ist hoch. Kundgebung auf dem Kurt-Schumacher-Platz.
Busse und Straßenbahnen der MVG bleiben in den Depots, Kita-Kinder aus städtischen Einrichtungen sollten, wenn möglich, zu Hause bleiben oder werden in Notgruppen betreut. Wer etwas im Arbeitsamt zu regeln hat, sollte das auf Mittwoch verschieben und Mülltonnen müssen unter Umständen bis Samstag an der Straße stehen bleiben: Der Warnstreik im öffentlichen Dienst wird am Dienstag einige Leistungen empfindlich einschränken.
Henrike Greven, Geschäftsführerin des Verdi-Bezirks Mülheim-Oberhausen, rechnet mit starker Beteiligung der Beschäftigten, wenn die Gewerkschaft am Dienstag zum Warnstreik im Öffentlichen Dienst aufruft. „Der Leidensdruck ist hoch“, sagte sie der WAZ.
In Mülheim sind zum Streik aufgerufen die Stadtverwaltung und Kitas, die Verkehrsgesellschaft MVG, Entsorger der MEG, Beschäftigte der Seniorendienste, Stadtentwässerung SEM sowie Agentur für Arbeit.
Schätzungsweise 1300 Mitarbeiter werden streiken
Greven schätzt, dass sich bis zu 1300 Mitarbeiter an dem eintägigen Ausstand beteiligen. „Allein bei der MVG werden wohl bis zu 300 Kollegen streiken.“
Anders als in der Tarifauseinandersetzung vor zwei Jahren gibt es diesmal eine zentrale Kundgebung in Mülheim. Die Beschäftigten der MVG starten um 9.15 Uhr einen Demozug vom Betriebsgelände Duisburger Straße. An der RWW-Verwaltung am Ruhrufer stoßen die Beschäftigten von MEG und SEM dazu, um gemeinsam zur Kundgebung auf dem Kurt-Schumacher-Platz zu ziehen (Beginn 10.15 Uhr). Zum Abschluss gibt es gegen 11.15 Uhr einen Protestzug über Schloßstraße und -brücke zurück zur MVG. Wie hoch die Streikbereitschaft ist, sieht Greven am Material, das in den letzten Tagen geordert wurde. „Die Trillerpfeifen zählen wir nach tausenden“, lacht sie. Die aktuelle Tarifforderung der Gewerkschaft nennt Greven gut, weil sie vor allem niedrige Lohngruppen berücksichtige.
Für folgende Bereiche hat die Gewerkschaft Verdi zum Streik aufgerufen:
Öffentlicher Nahverkehr
Bei der Verkehrsgesellschaft MVG „findet am Dienstag kein Nahverkehr statt“, sagt Sprecher Olaf Frei unverblümt. Gut zwei Drittel der Mitarbeiter sind in der Gewerkschaft organisiert, das reicht, um Busse und Straßenbahnen komplett lahmzulegen. Auch die Kundencenter bleiben geschlossen. Bestreikt werden auch Nachbarunternehmen wie Evag, DVG und Stoag, so dass auch stadtübergreifende Linien (U18, Traum 104 und 901, etliche Buslinien) betroffen sind. Die S-Bahnen über Hauptbahnhof, Styrum und West sollen aber fahren wie gewohnt. Hinweis für Schüler: Der Streik im Nahverkehr ist keine Entschuldigung fürs Blaumachen, betont Ralf Metzing, Leiter des Gymnasiums Broich.
Agentur für Arbeit
Es ist mit Einschränkungen zu rechnen, aber nicht mit Totalausfall der Dienste. Vereinbarte Termine hätten bei früheren Tarifkonflikten meist stattgefunden. Sprecherin Katja Hübner rät allerdings, Vorsprachen auf Mittwoch zu verschieben. Niemandem würden dadurch Nachteile entstehen.
Kindergärten
Eltern in städtischen Kitas wurden bereits am Montag gebeten, Kinder möglichst zu Hause zu lassen, wenn Betreuung privat organisiert werden kann. Für alle anderen werden Notgruppen eingerichtet – aber nicht in jedem Fall in der angestammten Kita. Eine Übersicht über geschlossene Tagesstätten und Betreuungsangebote gibt’s im Internet auf www.muelheim-ruhr.de
Mülheimer Seniorendienste
Die Pflege der knapp 400 Bewohner in drei Heimen werde gewährleistet, sagt Geschäftsführer Alexander Keppers. „Das steht bei uns an erster Stelle. Dafür gibt es auch einen Notdienstplan.“ Nette Geste: Für alle Pfleger, die trotz Streik zum Dienst erscheinen, rolle Verdi vor den Heimen einen roten Teppich aus.
Stadtentwässerung
Wenig aktuelles Tagesgeschäft, darum rechnet SEM-Geschäftsführer Hans-Gerd Bachmann nicht mit größeren Beeinträchtigungen. Für Störungen im Kanalnetz wird ein Notdienst eingerichtet.
Stadtverwaltung
Sprecher Volker Wiebels rechnet mit „flächendeckenden“ Auswirkungen des Streiks. Besuche in Behörden und Telefonate sollten verschoben werden. Das Wennmann-Bad und das Bürgeramt an der Löhstraße bleiben geschlossen (auch bei vereinbarten Terminen ist mit Beeinträchtigungen zu rechnen), Termine für die Führerscheinstelle werden nicht wahrgenommen. Das Standesamt hat normal geöffnet, da hier Beamte arbeiten.
Müllabfuhr
Der Recyclinghof an der Pilgerstraße bleibt am Streiktag geschlossen. Die Fahrt des Schadstoffmobils nach Selbeck fällt aus. Bei der Abfuhr von Rest- und Biomüll rechnet die Entsorgungsgesellschaft MEG damit, dass Tonnen stehen bleiben. In dem Fall sollten Bürger die Tonnen einfach am Straßenrand stehen lassen. Bis spätestens Samstag sollen sie abgefahren werden. Auch telefonisch werden die Entsorger am Dienstag nur eingeschränkt zu erreichen sein.