Mülheim. Drei Monate nach der Übertragung der gesamten Freilichtbühne durch den Stadtrat ziehen die Regler Produktion eine erste Zwischenbilanz. Inzwischen ist schon einiges passiert.
Das Team der Regler-Produktion ist voller Begeisterung und Tatendrang. Seit Anfang des Jahres sind sie verantwortlich für das Programm auf der gesamten Freilichtbühne. So hatte es der Rat im Dezember beschlossen. Vorausgegangen war ein langes und zermürbendes Ringen mit dem Bottroper Musical-Betreiber Quest Media, deren Mitstreiter die Mehrheit im Vorstand des anderen Vereins stellten, den Freunden der Freilichtbühne. Dieser Verein hätte die Möglichkeit gehabt, als Untermieter weiter auf der Freilichtbühne aktiv zu sein, zog sich aber ganz zurück. „Das heißt aber nicht, dass wir jetzt versuchen, hier mit Großveranstaltungen auf der großen Bühne die Ränge zu füllen“, stellt Peter-Michael Schüttler klar. „Am Prinzip Kultur aus dem Hut ändert sich nichts“, ergänzt Hans-Uwe Koch.
Mit 42 Termine war das vergangene Jahr schon prall gefüllt. Für das laufende Jahr, das für die Regler inzwischen das zehnte ist, werden es wohl so um die 55. Ein Kraftakt für die 12 Aktiven Regler, die stolz darauf sind, dass sie keine Nachwuchssorgen haben. Die achtköpfigen Regler-Junioren organisieren in diesem Jahr zum dritten Mal ihr Mölmsch Open-Air, an zwei Tagen.
2000 sangeskräftige Kehlen
Noch steht das Jahresprogramm nicht in Gänze, was ungewöhnlich ist. „Wir konnten bis zur Ratssitzung im Dezember nur mit angezogener Handbremse planen und mit den Künstlern noch keine Verträge abschließen“, sagt Koch. Bislang bot der Zusammenschluss das Programm einen bunten Mix aus Konzerten, Theater, Kleinkunst, Artistik und Lichtkunst. Diese Palette wird weiter aufgefächert: So steht fest, dass hier am 27. September der zentrale Ort für den ruhrgebietsweiten Day of Song gebucht ist, zu dem 2000 sangeskräftige Kehlen erwartet werden; an die Tradition, dass die Kirchen hier zu großen Ereignissen einluden, soll angeknüpft werden. Am 8. Juni feiert hier der evangelische Kirchenkreis seinen Pfingstgottesdienst, im nächsten Jahr werden wohl auch die Katholiken hierhin einladen.
Es soll in diesem Jahr auch damit begonnen werden, Schautafeln aufzustellen, die die Bedeutung des Steinbruchs und der Freilichtbühne herausstellen. So sei etwa die Petri Kirche aus dem Material aus dem Steinbruch gebaut worden. Auch der Rosengarten soll stärker eingebunden werden. Dort sei das Thema Märchen möglich.
Kooperationspartner erschaffen ein Netzwerk
Ein ganz neues Standbein für den gemeinnützigen Verein, der damit auch steuerlich absetzbare Spenden annehmen kann, ist Bildungsarbeit. Dafür arbeiten sie mit mehreren Stiftungen, die sich um sozial benachteiligte Jugendliche kümmern und dem benachbarten Berufskolleg zusammen. „Dort werden Veranstaltungstechniker ausgebildet. In der Aula tun sie dann so, als würden sie für ein Konzert eine Bühne aufbauen“, erzählt Schüttler. Das sei aber nur eine Trockenübung. In der Freilichtbühne können sie ihre Kenntnisse bei einem realen Konzert einsetzen. „Das ist dann eine ganz andere Motivation.“
Hier wird auch das Rezept der Regler deutlich. Durch immer neue Kooperationspartner verbreitern sie ihre Basis, sprechen ein größeres Publikum an und schaffen ein Netzwerk, auf das sie bei Bedarf zurückgreifen können.
"Wir sind dickköpfig"
Für die Bildungsarbeit benötigt der Verein auch passende Räume, die im Betriebsgebäude geschaffen werden können, in dem seit über zehn Jahren kaum etwas passiert ist. Viele Räume dienten als Rumpelkammern. Hier haben die Renovierungsarbeiten begonnen. Funktional soll es sein und die Räume sollen eine Wohlfühlatmosphäre erhalten, „damit wir hier gut und gerne arbeiten“, sagt Koch. Auch eine Küche mit Gastronomiestandard ist hier vorgesehen. Das zeigt schon, dass die Übernahme der Freilichtbühne, für die die Regler zwar null Euro Pacht zahlen müssen, aber auch ein finanzieller Kraftakt ist. Was richtig drückt, sind die Nebenkosten.
100 Euro waren es früher pro Monat, wie Schüttler erzählt, inzwischen sind es mehr als das Zehnfache, wobei noch Versicherungen, Müll, Gema und andere Kosten hinzukommen. Dabei ist die Saison ja nur fünf Monate lang. Die Scheinwerfer sollen sukzessive durch LED-Leuchten ersetzt werden, die dann nur einen Bruchteil des Stroms verbrauchen. Die Finanzierung steht auf drei Säulen: Sponsoren, Gastronomie und Mitgliedsbeiträgen. Bei der Auseinandersetzung um die Zukunft des Ortes haben die Regler immerhin große Unterstützung erfahren, die nicht nur verbal war, sondern die sich auch in rund 80 neuen Mitgliedern niedergeschlagen hat.
Sorgen, dass sie es nicht stemmen könnten, muss man sich nicht machen. „Wir sind dickköpfig, wissen aber was wir tun“, meint Schüttler.