Mülheim. Der Mülheimer Hans Korte hat nun die Gewissheit, weiterhin fit für den Straßenverkehr zu sein. Mit 72 legte er freiwillig noch einmal eine Fahrprüfung ab, obwohl er diese bereits vor 53 Jahren erfolgreich absolvierte. Man sollte den Test wagen, um die Mobilität im Alter zu erhalten, so der Broicher.

Eigentlich war Hans Korte immer schon ein aufmerksamer Fahrer. „Ich habe mich immer sicher gefühlt auf der Beifahrerseite“, nickt Angelika Korte. Seine Frau muss es wissen, sie fährt seit vielen Jahren als Beifahrerin bei ihm mit. Trotzdem wollte es der 72-Jährige noch einmal wissen – und erneuerte vor kurzem seinen Führerschein in einer Fahrschule. Damit möchte er als gutes Beispiel für andere ältere Menschen vorangehen.

Ein bisschen stolz ist Hans Korte schon auf das Ergebnis. „1,1“, lacht der sympathische Mann als er nach der Theorieprüfung gefragt wird. Seit über sieben Jahren unterrichtet Korte Senioren am PC im Broicher Netzwerk, das an die Ev. Kirchengemeinde angeschlossen ist. In seinem Engagement möchte er auch andere Menschen für einen solchen Fahrcheck motivieren. „Im Fernsehen habe ich einen Beitrag über die Möglichkeit eines Fahrtrainings im Alter gesehen.“ Kritisch hinterfragte Hans Korte seine Fahrfähigkeiten – „bin ich im täglichen Straßenverkehr noch sicher? Kenne ich die neuen Verkehrszeichen?“

Erste-Hilfe-Kurs nachträglich absolviert

Im Internet fand er eine Fahrschule in Mülheim, „die das Seminar 65+ anbietet“. In der Fahrschule Feldkamp führte er zunächst ein Gespräch mit dem Fahrlehrer. „Etwa eine Stunde lang unterhielten wir uns über neue Verkehrsregeln – das war sozusagen eine Auffrischung.“ Schließlich drückte Hans Korte das letzte Mal 1961 die Schulbank der Fahrschule. „Damals brauchte man keinen Erste-Hilfe-Kurs.“ Auch diesen absolvierte er nun nachträglich beim DRK.

In der Fahrschule folgte ein Test über Reaktionsfähigkeit, Aufmerksamkeit und Belastbarkeit am Simulator. „Das Gerät hatte einen Bildschirm und Fußpedale, auch Geräusche wurden eingespielt.“ Den Geräuschtest bestand der Hörgeräteträger zwar mit Einschränkungen, „aber im zulässigen Bereich“. Dann ging es hinters Steuer. „In der Praxisfahrt hat mich der Lehrer beobachtet, wir sind durch die Stadt und über die Autobahn gefahren.“ Auf der A 40 konnte Korte Konzentration beweisen: „Da lag ein geplatzter Reifen auf der Mittelspur.“ Bremsen oder ausweichen? Reaktionssicher wich Korte aus und konnte auch die Geschwindigkeitskontrolle der Polizei am Uhlenhorstweg ungeblitzt passieren. „Mein Fahrlehrer war höchst zufrieden.“ Damit war die „Fahrprüfung“ bestanden.

Spezielle Seminare für die Auffrischung

Was wäre gewesen, wenn nicht? „Dann hätte ich an mir gearbeitet, mir etwa eine neue Brille zugelegt“, sagt Korte. Und hofft, dass auch andere Menschen, egal in welchem Alter, kritisch ihre Fahrfähigkeiten hinterfragen. „Ich kann nur jedem nahelegen, sich selbst zu testen.“ Passieren könne ja nichts. „Wäre ich durchgefallen, hätte ich trotzdem meinen Führerschein behalten.“ Der elfjährige Enkel fand die Aktion seines Opas jedenfalls „voll cool“.

Mittlerweile bieten Fahrschulen wie die Fahrschule Feldkamp an der Duisburger Straße, Vereine wie der ADAC oder Verbände spezielle Seminare oder Auffrischungskurse für die Generation 65+ an. „Der Bedarf ist draußen auf jeden Fall da“, weiß Wilhelm Sinnwell, selbst Fahrlehrer und Mitglied der Verkehrswacht Mülheim. „Dennoch hält sich die Nachfrage in Grenzen.“ Meist wendeten sich Führerscheinbesitzer, die lange Zeit nicht mehr Auto gefahren sind, bei ihm, um ihre Kenntnisse aufzufrischen.

Polizei macht fit für den Straßenverkehr

Fit für den Straßenverkehr macht auch die Polizei. Allerdings nicht mit eigenen Seminaren, sondern in Kooperationen mit der Verkehrswacht oder dem ADAC. Schließlich sei ein Fahrtraining ein sensibles Thema, bei rein polizeilichen Seminaren hätten Teilnehmer möglicherweise Angst, dass die Beamten den Führerschein entziehen. „Wir sind präventiv tätig und stellen gerne Kontakte zu Institutionen her“, sagt Polizei-Sprecherin Tanja Hagelüken. „Unter 0201-829-0 können sich Interessierte mit der Verkehrsunfallprävention verbinden lassen.“

Der ADAC bietet älteren Menschen, die regelmäßig Auto fahren einen Fahrfitnesscheck an. Im eigenen Pkw zeigt ein Fahrlehrer Verbesserungspotenziale. Der Fahrcheck ist freiwillig und eine Meldung an Behörden ist ausdrücklich ausgeschlossen. ADAC-Mitglieder zahlen 49 Euro, sonst 69 Euro. Infos und Anmeldung unter 0221 - 47 27 8098.