Mülheim. . Flugzeuge, Feuerwehrfahrzeuge und Linienbusse seien für Ruhestörung verantwortlich. Feuerwehr: Martinshorn ist aus Sicherheitsgründen oft notwendig. Dies wurde jetzt angeregt beim jüngsten WAZ-Lesercafé in Mülheim-Heißen diskutiert.
Mit dem neuen Kreisverkehr im Stadtteilzentrum sind die Heißener Bürgern zufrieden, er habe tatsächlich zu einer Verkehrsberuhigung geführt. „Für wenig Geld gut gelöst“, lautete einhellig die Meinung der Gäste beim WAZ-Lesercafé im Gemeindehaus der Gnadenkirche. Ein großes Ärgernis sei dagegen nach wie vor die Lärmbelästigung in Heißen-Mitte. Die Verursacher: Feuerwehrfahrzeuge, Linienbusse und vor allem Flugzeuge, die bei Ostwind über Heißen ihre Schleife ziehen. „Der Krach ist manchmal unerträglich“, meint Leserin Christa Bolten.
„Warum fahren zig Feuerwehrfahrzeuge am Tag mit eingeschalteter Sirene über die Kreuzung Heinrich-Lemberg-Straße/Hardenbergstraße? Es gibt doch eine Vorrichtung, damit die Ampel auf Grün springt, sobald ein Feuerwehrwagen kommt“, monierte Café-Besucher Helge Klarwitter. Wir fragten bei Stadt und Feuerwehr nach. Die Antwort: Es gibt dort tatsächlich eine „Vorrangschaltung“. Rückt die Feuerwehr aus, springt die Ampel für die Brandbekämpfer auf Grün, die Autofahrer aus den anderen drei Richtungen sehen gleichzeitig Rot. „Geschaltet werden kann das nur in der Feuerwache selber, kurz bevor ein Fahrzeug startet“, erklärt Feuerwehrchef Burkhard Klein.
Bis zu 160 Überflüge pro Tag denkbar
Dennoch: Im Sinne der Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer sei es oft geboten, das Martinshorn trotzdem einzuschalten – überall im Stadtgebiet. Denn: Viele Fußgänger seien unaufmerksamer als früher, hätten Kopfhörer auf, starrten auf ihr Handy, etc. „Unsere Leute gehen aber so schonend wie möglich mit dem Martinshorn um, damit sich die Lärmbelästigung für die Bürger in Grenzen hält“, sagt Klein. In Heißen zählt man übrigens 20 bis 25 Einsätze pro Tag.
Gänsereiterteich und Siepentäler in Gefahr
Beim WAZ-Lesercafé in Heißen war auch die Heimaterde Gesprächsthema. Egon Janz, Vorsitzender der Siedlervereinigung, trug zwei Angelegenheiten vor, die den Anwohnern unter den Nägeln brennen: Schäden am Gänsereiterteich und in den Siepentälern.
Die Unterhaltspflicht für diese Grünanlagen lägen aufgrund eines Vertrages aus dem Jahr 1974 bei der Stadt Mülheim, so Janz. Sein Verein habe jedoch 1994 eine Partenschaft über den Gänsereiterteich und die Siepentäler übernommen. Seither pflegten sie ihn und erfüllten ihn mit Leben. So hätten die Vereine aus der Heimaterde etwa im vergangenen Herbst 2000 Euro in den Teich und seine Umgebung investiert.
Nun liege der Ball bei der Stadt, findet Janz. Die Verwaltung müsse veranlassen, dass der Teich entschlammt werde und dass die Zuleitungen und Einläufe, die ihn mit Quell- und Oberflächenwasser speisen, repariert werden. Zudem müssten die Gabionen (Steinkörbe) im Siepental Kolumbusstraße/ Bromersfeld instandgesetzt werden. „Sie sind unterspült und kaputt“ und dadurch drohten bald weitere Schäden.
Die SPD hat auf diese Forderungen bereits reagiert. Sie lobt das Engagement der Heimaterdler und kündigt an, die Forderungen des Vereins mit einen Antrag in der Bezirksvertretung 1 zu unterstützen.
Alle sechs Minuten – so haben die Heißener festgestellt – düst bei gutem Wetter (Ostwind) ein Flieger aus Düsseldorf über den Stadtteil. „Vor allem im Sommer. Das fängt schon um 6.05 Uhr an“, klagen sie. Viele Flugzeuge hielten die vorgeschriebene Steighöhe nicht ein, seien daher noch lauter als ohnehin. Der Flugverkehr über dem Stadtteil habe weiter zugenommen.
Die Nachfrage beim Umweltamt der Stadt ergibt: In 2013 gab es in Heißen etwa 14.200 Überflüge, in 2012 waren es nur rund 10.000 – also weniger. „2012 war aber ein relativ ruhiges Jahr“, so Umweltamtsleiter Dr. Jürgen Zentgraf. Sowohl in 2011 als auch in 2010 habe man ebenfalls über 14.000 Flieger über Heißen gezählt. Bis zu 160 Überflüge pro Tag sind denkbar, doch wegen wechselnder Windverhältnisse komme es fast nie soweit. Laut Lärmmessstation seien die Überflüge nicht lauter als eingeplant, so Zentgraf. Dass die Flugzeuge zu tief fliegen, trifft nach Meinung der Behörde (laut Daten der Luftaufsichtsbehörde) nicht zu.
„Die Käseglocke muss weg“
„In Heißen wohnt man gerne“ – so sehen es die Besucher des WAZ-Lesercafés. Die ÖPNV-Anbindung sei sehr gut, auch mit dem Mix an Geschäften ist man zufrieden. Was fehle sei ein zentraler Treffpunkt für junge Leute.
Wünschenswert: ein Café und eine Außengastronomie (z.B. auf dem Marktplatz). Dort werde zurzeit häufig unvorschriftsmäßig geparkt.
Ein Dorn im Auge ist den Stadtteilbewohnern nach wie vor die „Käseglocke“ (U-Bahn-Zugang). „Die muss weg“, bekräftigen sie. Die geplante Schließung der Friedenskirche bringe es mit sich, dass künftig Raum für die Freizeitgruppen gesucht wird, die sich noch dort treffen. Die Hingbergsperrung habe nicht zu Verkehrsproblemen in anderen Straßen geführt. Jedoch: Auf dem Wiescher Weg, wo viele Laster fahren, sei die Situation derzeit katastrophal.
Was den Heißenern zum Himmel stinkt: Bei Westwind ziehe von der Firma „Metallurgica“ ein beißender Gestank ins Stadtteilzentrum. „Und keiner weiß, was da drinsteckt.“