Mülheim. . Reem E. flüchtete mit ihrer Familie vor den poltischen Unruhen in ihrer Heimat Ägypten. Seit Sommer 2013 lebt sie in einer Asylunterkunft. Im Theaterprojekt berichtet sie von der Ungewissheit, ihren Gefühlen in der Fremde, die sie gerne zu ihrer neuen Heimat machen würde.
„Ich bleibe beinahe jede Nacht bis in den frühen Morgen wach und kann nur selten die Augen schließen. Es kommt mir vor, als schliefe ich mit offener Haustüre.“ Reem E. (Name der Red. bekannt) ist zwanzig Jahre alt und lebt seit dem 6. Juli 2013 in Deutschland. Sie floh vor politischer und religiöser Verfolgung mit ihrer Familie aus Ägypten, erst nach Georgien, bevor sie in der Bundesrepublik ankam.
Theater ist ein bisschen wie Musik
Seitdem lebt sie gemeinsam mit ihren Eltern und ihrem älteren Bruder in einer Oberhausener Asylunterkunft. Im Februar 2014 schloss sie sich dem Projekt „Ruhrorter“ an und spielt in der Theatergruppe von Regisseur Adem Köstereli (s. Kasten).
„Wenn ich versuche einzuschlafen, beginnen oft Alpträume. Es klingt vielleicht ein bisschen komisch, aber ich fühle mich einfach nicht mehr sicher, seitdem ich in Deutschland bin: Jederzeit könnten ich und meine Familie das Land wieder verlassen müssen. In Ägypten drohte man meinen Eltern und mir mit dem Tod, da wir keine Religion annehmen wollten.
WAZ begleitet das kreative Projekt
Die WAZ begleitet das Theater- und Kunstprojekt „Ruhrorter“ mit Flüchtlingen von Adem Köstereli, Jonas Tinius und dem Theater an der Ruhr mit einer Serie unter dem Titel „15 Minuten“: So lange haben Flüchtlinge bei der Abschiebung in etwa Zeit, ihre Sachen zusammen zu packen.
Im Rahmen der Serie stellen wir u.a. Teilnehmer des Projektes mit ihren Wünschen und Hoffnungen vor.
Die Sicherheit, die ich mir hier wünsche, bedeutet für mich aber nicht nur politische Sicherheit – vielmehr geht es mir um ein Ende des Wartens, um Ruhe für meine Familie, um Gewissheit wer und wo ich bin. Ich bin eigentlich keine pessimistische Person, so anders es vielleicht gerade klingen mag. Jeden Tag versichere ich mir, dass der nächste Tag besser sein wird. Wenn ich diese Hoffnung nicht immer in mir tragen würde, wäre ich wahrscheinlich schon längst kein normaler Mensch mehr!
Theater ist wie Musik
Meine Familie kann mir auch nicht immer helfen hoffnungsvoll zu sein, da sie selber alle oft einsam und ängstlich sind. Aber seit einiger Zeit habe ich gelernt, mich auf neue Arten und Weisen diesen Gefühlen zu öffnen und mich neu zu sehen. Wenn ich ins Theater gehe, gefällt es mir zum Beispiel sehr, dass ich dort etwas sagen kann, ohne reden zu müssen – und das, obwohl ich nicht einmal eine besonders redselige Person bin.
Theater ist für mich ein bisschen wie Musik: dieses Gefühl, sich im Takt und mit der Stimmung der Musik in der Seele zu bewegen, vermittelt mir eine Form von innerem Frieden. Hätte mir das früher jemand gesagt, hätte ich ihn für verrückt erklärt. Solche Situationen helfen mir, mich selbst kennenzulernen und mit der Einsamkeit umzugehen, denn es lohnt sich nicht, immer traurig zu sein.“