„15 Minuten“ ist die Aktionsreihe im Rahmen des Theater- und Kunstprojektes mit Flüchtlingen überschrieben. 15 Minuten haben Menschen bei der Abschiebung in der Regel Zeit, um ihr Leben zusammenzupacken und Deutschland zu verlassen. Was ein solcher Moment auslöst, wollen die Macher des Projektes am Samstag, 1. März, 12 Uhr, bei ihrer Umfrage am Kurt-Schumacher-Platz verdeutlichen: „Stellen Sie sich vor, Sie hätten 15 Minuten Zeit. Was nehmen Sie mit?“ Denn das ist die Situation vieler Flüchtlinge.

Die Aktionsreihe, die auch auf Oberhausen ausgedehnt wurde, ist eine von vier Strängen des Gesamtkonzeptes unter dem Titel „Ruhrorter“. Er steht sinnbildlich für das Gebäude an der Ruhrorter Straße 110, wo sich ehemals ein „Übergangsheim für asylbegehrende ausländische Flüchtlinge“ befand. „Dort gibt es noch Spuren jeglicher Art“, sagt Anthropologe Jonas Tinius. So soll in den weitläufigen, gespenstisch-verlassenen oberen Etagen eine große Raum-Installation entstehen, die der Idee folgt, „dass die Spuren von Menschen noch da sind, die Menschen aber nicht mehr“. Die Überlagerung von Mensch, Raum und Zeit als eine Möglichkeit, um Dialoge zu stiften.

Ein zentrales Thema ist das Theaterstück „Zwei Himmel“, das der junge Regisseur Adem Köstereli derzeit mit rund zehn Flüchtlingen und Asylbewerbern inszeniert, wobei die Anzahl variiert, „drei der Teilnehmer sind bereits abgeschoben worden“, sagt Tinius. Sie sind zwischen 13 und 39 Jahren und kommen u.a. aus Iran, Marokko, Ägypten, Serbien und Kamerun. Sie alle hängen in der formalen Verfahrensschleife. Der Kontakt kam zustande, „weil wir in Asylunterkünfte gegangen sind und bei Flüchtlingsräten angefragt haben“, sagt Tinius. In „Zwei Himmel“ verarbeiten sie ihre Erlebnisse und Erfahrungen performativ in Bildern – auch ohne Sprache und direkte Bezüge auf die Ereignisse. Premiere hat das Theaterstück am 2. Mai in der ehemaligen Asylunterkunft an der Ruhrorter Straße 110. Neben Aktionen, Theater und Kunst wird Wert auf die Dokumentation des Projektes gelegt. Da ist Anthropologe Jonas Tinius gefragt. Der Mülheimer promoviert an der University of Cambridge „hauptsächlich über Formen deutscher Kulturpolitik in Bezug auf Theater“, wobei das Theater an der Ruhr eine zentrale Rolle spiele.