Mülheim. Wenn sich die Badminton-Weltstars bei den Yonex German Open in Mülheim verausgaben, warten die Mülheimer Wischkinder auf ihren Einsatz in der RWE-Sporthalle. Sie entfernen Schweißlachen und -spritzer auf den Spielfeldern und sind weltweit einmalig.

Es ist Mülheims größtes Sportereignis. Die weltbesten Badminton-Athleten treten bei den Yonex German Open gegeneinander an. Meisterlich jagen sie Federbälle übers Netz, bejubelt von den Zuschauern. Abseits der Spielfelder sitzen Max (10), Emily (10), Zoe (9) und Johann (8) und warten mit dem Mopp in der Hand auf ihren Einsatz. Sobald Spielerschweiß auf den Boden spritzt, wischen sie ihn auf. Sie sind vier von rund 60 Mülheimer Wischkindern und weltweit einmalig bei großen Badminton-Turnieren.

Während andernorts Erwachsene wischen, setzen die Organisatoren der Yonex German Open ausschließlich auf Kinder und Jugendliche. Sie gehören zum Nachwuchs des 1. BV Mülheim und opfern alle ihre Freizeit oder sind von der Schule befreit. „Es macht Spaß, und wir lernen viel über Badminton“, sagt Zoe. Schließlich spielt ja die Weltspitze in der RWE-Sporthalle.

Junge Routiniers am Wischmopp

Unterstützt werden die Wischkids, die sich selbst übrigens „Mopper“ nennen, vom Verein und ihren Eltern. Dagegen haben viele Freunde kein Verständnis für ihr ehrenamtliches Engagement, verrät Emily: „Sie glauben, dass es langweilig ist, aber das stimmt nicht.“ Denn alle, deren Leidenschaft fürs Badminton entflammt ist, beneiden Max, Emily, Zoe und Johann. Auch wenn sie teils über zehn Stunden täglich in der Sporthalle verbringen. „Wir haben uns mit unseren Idolen angefreundet“, sagt Zoe stolz. Dass der BVM-Nachwuchs den Weltstars auch beim Aufwärmen hilft, ist natürlich Ehrensache. Als Belohnung gibt’s so manches Autogramm.

Ihre Pflichten als Mopper nehmen die Vier sehr ernst. Selbst wenn ihre Helden Birgit Michels, Michael Fuchs oder Dmytro Zavadsky spielen, wirken sie nach außen neutral. „Wir jubeln aber innerlich“, sagt Emily. Für sie und ihre Kollegen kein Problem, sie sind schon zum zweiten oder dritten Mal dabei und inzwischen Routiniers. Doch längst nicht alle Spieler und Schiedsrichter sind nett zu ihnen. „Einige sind echt dreist. Wenn das Turnier für sie stressig wird, lassen sie das oft an uns aus“, sagt Max. Etwa wenn die Kids nicht blitzschnell jeden glänzenden Schweißfleck entfernen. „Kinder arbeiten nicht wie Erwachsene. Nicht alle kommen damit klar“, sagt BVM-Vize Bertholt Altenbeck. „Unsere Mopper sind aber so heiß auf das Turnier, dass man sie fast nicht mehr aus der Halle kriegt.“ Dieser Enthusiasmus freut ihn. „Sie lernen gegenseitigen Respekt, Verantwortung und Sozialverhalten. Und Zappelphillipps lernen, still zu sitzen.“ Daher setzen die Organisatoren auch künftig auf die einzigartigen Mülheimer Mopper.