Mülheim. . Viele Schulen stöhnen unter immer mehr Verwaltungsaufgaben. Lehrer, vor allem Schulleiter, ersticken an Statistiken, Dokumentationen, Protokollen, Berichtsverpflichtungen. Für Schulverwaltungsassistenten machen sich nun auch Politiker stark – damit wieder mehr Zeit für den Unterricht bleibt.

Schulleiter sind Lehrer, aber längst nicht nur das. Sie sind auch Personalmanager, Sozialarbeiter, Baukontrolleure, Buchhalter, Finanzplaner, Verwaltungsbeamte, manchmal aber auch Hausmeister und sogar Sekretärin. Und für die Kollegen sieht es oft nicht viel anders aus. Verwaltung frisst Lehrer auf. Es soll besser werden – mit Schulverwaltungsassistenten.

Auch Sekretärinnen-Stunden fehlen

„Was ergibt es für einen Sinn, wenn Schulleiter tagelang Statistiken ausfüllen“, fragt die Sprecherin der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Rita Theelke. Oder wenn Lehrer Stunden am Kopierer stünden? Die GEW hält Unterstützung für dringend geboten – auch, um Qualität von Unterricht zu steigern. Sie steht damit nicht allein. „Lehrer haben die Aufgabe, Unterricht zu erteilen und nicht zunehmend Verwaltungsaufgaben zu erledigen“, sagt der Mülheimer CDU-Landtagsabgeordnete Heiko Hendriks und plädiert wie Sachverständige vor dem Landtag zügig für die Einführung von Schulverwaltungsassistenten.

Lernstandserhebungen, zentrale Prüfungen, Begutachtungen, Beantragungen, Protokolle, Berichtsverpflichtungen gegenüber der Schulaufsicht – Judith Koch, Leiterin der Realschule an der Mellinghofer Straße, zählt lange auf, wenn es um die immer mehr werdende Verwaltungsarbeit geht – bis hin zu Finanzierungsfragen. Würde sie einen Schulverwaltungsassistenten begrüßen? Nicht unbedingt. „Immer dort, wo es um pädagogische und unterrichtliche Dinge geht, müssen Schulleitung und Lehrer mitwirken“, betont sie. Besser fände sie es, wenn Lehrer weniger Unterrichtsverpflichtungen hätten, um sich um die Dinge jenseits des Unterrichts mehr kümmern zu können. Und: „Es wäre schon eine große Hilfe, gäbe es für Schulen mehr Sekretärinnenstunden.“ Für Judith Koch steht fest: Schulen brauchen vor allem eine größere Flexibilität in Alltag.

Nicht auf Kosten von Lehrerstellen

Auch Rita Theelke spricht die Sekretärinnenstunden an: Im Regelfall haben Grundschulen nur an zweieinhalb Tagen in der Woche eine Sekretärin, die schließlich auch verwalten sollte. Folge: „Da muss schon mal der Schulleiter aus dem Unterricht zum Telefon rennen oder die Tür aufschließen.“

Eine Entlastung von Verwaltungsarbeiten hält auch Ulrich Bender, stellvertretender Chef an der Otto-Pankok-Schule, für wünschenswert angesichts immer neuer Anforderungen jenseits der Pädagogik.„Das müsste aber ein Zubrot sein und dürfte auf keinen Fall auf Kosten von Lehrerstellen erfolgen.“ Daran denkt wohl auch die Politik nicht, aber auch nicht daran, dass die Ausgaben steigen. Hendriks verweist auf ein Pilotprojekt: „Lehrer haben durch den Einsatz von Assistenten viel mehr Zeit für ihr Kerngeschäft, nämlich das Unterrichten.“ Heißt: Damit könnten Stunden gewonnen werden.