Mülheim. . Die angespannte Verkehrssituation an der Erich-Kästner-Schule in Mülheim ändert sich nicht – das hat ein morgendlicher Besuch gezeigt. Der Bus muss in zweiter Reihe halten, da Eltern, die ihre Kinder zur Schule bringen, die Haltestelle zuparken. In dem Chaos ist bereits ein Kind angefahren worden.

7.30 Uhr: Der Spuk an der Erich-Kästner-Schule beginnt schon eine halbe Stunde, bevor die Gemeinschaftsgrundschule an der Nordstraße mit ihrem Unterricht beginnt. Erste Autos fahren rasant vor, parken an der Bushaltestelle und lassen ihren Nachwuchs aus dem Auto. Manchmal steigen Vater oder Mutter mit dem Kind aus, helfen mit dem Ranzen. Ein schneller Kuss, und schon geht die Fahrt weiter. Andere steigen aus und bringen ihre Kinder auf den Schulhof.

Manuela Krahnefeld steht am Schulzaun und wirft noch einen Blick auf ihren Sohn Jan, der in der Mäuseklasse ist. „Ich begleite meinen Sohn zu Fuß zur Schule und nehme gleich meinen Bus zur Arbeit. Viele Kinder werden früh gebracht, etliche gehen vor Schulbeginn in die Betreuung. Um Viertel vor acht dürfen die Kinder ins Gebäude“, erklärt die Mülheimerin. „Um die Ecke ist ein riesiger Parkplatz, gar nicht weit von hier. Da würde ich mein Kind rauslassen, wenn ich mit dem Auto käme“, ist die Mutter überzeugt.

Bus muss oft in der zweiten Reihe halten

Auch auf dem Parkplatz des gegenüberliegenden Jugendzentrums könne man gut anhalten, findet sie. An der Straße werde schnell gefahren, obwohl Zone 30 sei, und es gebe das Parkverbot, an dass sich wenige halten, so Manuela Krahnefeld, die sich, bevor sie geht, noch einmal in Ruhe von ihrem Sohn verabschiedet. Derweil halten immer mehr Autos vor der Schule, viele wenden rasant quer über die Straße. Auch einige Busse fahren vor, oft sind es Schulbusse.

7.50 Uhr: Der Andrang an der Bushaltestelle wird immer größer, vier, fünf, sechs Autos gleichzeitig halten an, einige fahren schräg auf den Bürgersteig. Für den Bus wäre jetzt gar kein Platz mehr. Eine andere Mutter beobachtet das Spiel schon drei Jahre, seitdem ihre Tochter in der Grundschule ist. Oft müsse der Bus in der zweiten Reihe halten, letztens sei in dem Gedrängel schon ein Kind angefahren worden. Obwohl an Elternabenden immer wieder an die Kooperation der Eltern appelliert werde, ändere sich die Situation nicht, so die Mutter. „Die morgendliche Hektik ist schlimm geworden“, sagt sie.

Nur wenige halten sich an Tempo 30 

Eine autofahrende Mutter blickt verlegen, als sie gefragt wird, warum sie hier halte. „Dauert nur eine Minute“, antwortet sie, und fährt mit ihrem Kleinwagen schnell weg. Der Mercedes vor ihr parkt schon eine geraume Zeit den Busstreifen zu. An der Nordstraße ist Zone 30, wenige scheinen sich daran zu halten. In letzter Zeit sei viel kontrolliert worden, sagt die Mutter, Ordnungshüter seien vor Ort gewesen, geändert habe sich nichts. Ein ankommender Bus hält auf der Straße, wahrscheinlich weil es zu aufwändig ist, die nun enge Parklücke wieder zu verlassen.

7.55 Uhr: Je näher der Schulbeginn rückt, desto hektischer wird das Treiben vor der Schule. Kinder, die an der Fußgängerampel auf Grün warten sollten, rennen schnell bei Rot über die Straße. Der Mercedes-Fahrer fährt endlich mit aufheulenden Reifen weg.

8.05 Uhr: Die Schule hat begonnen. Ein Audifahrer fährt zu guter letzt rasant auf den Bürgersteig direkt an der Ampel, sein Sprössling springt heraus, während er auf die Straße fährt, springt die Ampel um.

8.10 Uhr: Der Spuk ist vorbei, der normale Verkehrsfluss setzt ein.

Bezirksvertretung 2 erörtert die Verkehrssituation an der Kästner-Schule

Die Verkehrssituation im Umfeld der Erich-Kästner-Schule an der Nordstraße war auch Thema in der Sitzung der Bezirksvertretung 2 gestern Nachmittag. Zugegen war auch Manfred Bahr, Schulleiter der Gemeinschaftsgrundschule. Er bestätigte, was zuvor Helga Smola vom Ordnungsamt als Berichterstatterin vorgetragen hatte: Die Kontrollmaßnahmen durch die Behörden hätten zeitweise zu einer Verbesserung der Situation geführt.

Aber, hob Schulleiter Bahr ausdrücklich hervor: „Die Maßnahmen greifen nur kurzfristig. Wird nicht kontrolliert, fallen die Eltern in ihre alten Verhaltensweisen zurück.“ Jedwede Appelle an die Mütter und Väter – sei es in Form von Anschreiben oder durch persönliche Ansprache – seien ungehört verhallt, bedauert der Schulleiter. Mehr noch: „Die Eltern reagieren aggressiv, wir werden böse beschimpft und beleidigt.“ Auch Nachbarn der Schule hätten sich bereits bei ihm darüber beschwert, dass ihre Einfahrten zugeparkt würden.

Aus seiner Sicht wären bauliche Maßnahmen – etwa weitere Sperrpfähle – nötig, um dem Parkchaos an seiner Schule ein Ende zu setzen. Das aber schließt die Verwaltung aus. Helga Smola: „Würden wir den Gehweg mit Pollern absperren, wäre zu befürchten, dass die Autos dann auf dem Radweg parken, was zu gefährlichen Situationen für die Kinder führen würde, die mit dem Rad zur Schule kommen.“