Mülheim. Mehr als jeder zweite stationär gepflegte Mülheimer kommt trotz Rente, Vermögen, Pflegeversicherung und Angehörigen mit dem Geld nicht aus. Für 1000 von 1873 Gepflegten muss nach unseren Recherchen das Sozialamt einspringen - mit zuletzt 15 Millionen Euro im Jahr. Tendenz: steigend.
Auch wer ein gutes Einkommen, eine gute Rente und ein über Jahrzehnte angespartes Vermögen hat, kann im Alter zum Sozialfall werden, zumindest wenn er auf stationäre Pflege in einem Altenheim an gewiesen ist.
1000 von 1873 Menschen, die zurzeit in Mülheimer Altenheimen stationär gepflegt werden, sind auf Hilfe der öffentlichen Hand angewiesen, weil sie die Kosten für ihre stationäre Pflege nicht mehr selbst bezahlen können. „Das ist eine ganz andere Klientel, als die, mit der wir es sonst oft in der Sozialhilfe zu tun haben“, betont der beim Sozialamt für die Grundsicherung in der Pflege zuständige Abteilungsleiter Peter Todt.
Der Steuerzahler muss einspringen
In seinem Aufgabenbereich lernt er Menschen kennen, die aus vergleichsweise gesicherten wirtschaftlichen Verhältnissen kommen und zum Sozialfall werden, weil die Kosten für die stationäre Pflege ihre finanziellen Möglichkeiten übersteigen und selbst über Jahrzehnte angesparte Vermögen in sehr überschaubaren Zeiträumen aufgebraucht werden.
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16 Millionen Euro für Hilfe zur Pflege
Allein im Monat Januar musste die Stadt 1,38 Millionen Euro für Hilfe zur Pflege und Pflegewohngeld aufwenden, weil pflegebedürftige Altenheimbewohner und ihre unterhaltspflichtigen Kinder oder Ehepartner am Ende ihrer finanziellen Möglichkeiten waren. Rechnet man diesen Betrag auf zwölf Monate hoch, könnten am Jahresende mehr als 16 Millionen Euro für Hilfe zur Pflege und Pflegewohngeld aufgelaufen sein, die der Steuerzahler tragen muss. Im Jahr 2013 waren es bereits rund 15 Millionen Euro.
Angesichts der kommunalen Finanzsituation sieht Todt einen wachsenden politischen Handlungsdruck über neue Wege in der Pflegefinanzierung nachzudenken.