Belastbare Zahlen gibt es nicht, der gefühlte Eindruck von Fachleuten ist eindeutig: In der alternden Stadt Mülheim fehlt guter Wohnraum für Senioren. Vor allem bezahlbarer.

Darauf weist (s. oben) auch Harald Bartnik hin, Geschäftsführer des Mieterschutzbundes. Jörg Marx, Sozialplaner bei der Stadt, bestätigt den wachsenden Bedarf: „Dieses Thema begegnet uns überall.“ Manchmal mit dramatischen Auswirkungen. Marx berichtet von einer Frau, die „ein Jahr lang in der eigenen Wohnung eingesperrt“ war, weil sie die Treppe nicht mehr schafft. Geeignete Wohnungen könne er „jede Woche vermitteln. Wenn wir welche hätten. Es gibt ständig Anfragen.“

Auch Holger Förster von der Senioren- und Wohnberatung des Sozialamtes urteilt: „Wir haben definitiv zu wenig geeigneten Wohnraum. Und für Leute, mit wenig Geld wird es besonders schwierig.“ Der Stadt selbst kommen langsam die Räume abhanden, auf die sie zugreifen kann. Für geförderte Altenwohnungen aus den 1950er bis ‘90er Jahren läuft die Bindung aus. Förster: „Früher hatten wir Belegungsrechte für 60 bis 70 Adressen mit vier bis zehn Wohnungen. Jetzt können wir noch auf sechs Häuser mit 66 Wohnungen zurück greifen. Bis 2018 laufen auch diese Förderbindungen aus.“

Udo Marchefka vom Nachbarschaftsverein Augustastraße in Styrum kennt das Problem aus dem Alltag: Senioren, die in ungeeigneten Wohnungen leben, die keine neue finden oder sie nicht bezahlen können. Seniorenbetreuung ist ein wachsender Teil der Vereinsarbeit. Dabei helfen drei „Treppensteiger“, die vor ein paar Monaten dank einer Erbschaft über das Sozialamt angeschafft wurden. Sie helfen den Ehrenamtlichen, mit Senioren Treppenhürden zu überwinden.

Inzwischen überlegen auch Hauseigentümer, wie sie möglichst lange im eigenen Haus bleiben können. Förster gibt Tipps für die Umgestaltung und zu Fördermitteln. Für Mieter verhandelt er mit Vermietern. Denen rät er grundsätzlich zum Umbau: Das steigert die Wiedervermietbarkeit. Infos und Kontakt: 455 50 59.

Das Katholische Bildungswerk (Althofstraße 8) bietet am Montag, 3. Februar, 15 Uhr, einen Infonachmittag mit Berater Holger Förster zum Wohnungsangebot für ältere Menschen an. Anmeldung unter 30 83 136 oder 85 996 37.