Mülheim. Rund 500 Schüler von verschiedenen Mülheimer Gymnasien drängten am vergangenen Freitagabend über den einzigen Eingang in die Diskothek Nightstyle Club. Es entstand eine Paniksituation. Der Polizei gelang es, einige Gymnasiasten aus der Menge zu ziehen. Es kam zu einer Anzeige gegen den Türsteher.

Es war eine klassische Paniksituation: Etwa 500 Schüler, so schätzt die Polizei, drängten am Freitagabend gegen 22.30 Uhr zeitgleich zur Vorabi-Party in die Diskothek Nightstyle. Und zwar über nur eine einzige Treppe. „Das gab die größten Probleme“, berichtet Polizeisprecher Peter Elke am Montag.

Und auch die vielen Einträge auf der Facebook-Seite von Schülern der Luisenschule, des Otto-Pankok-Gymnasiums sowie des Broicher und des Heißener Gymnasiums zeigen, dass in dieser Nacht eine Menge schief gelaufen ist. So heißt es dort etwa: „So etwas habe ich noch nie in meinem Leben erlebt! Wie kann man so. . . unorganisiert sein und nur einen Eingang aufmachen. So dass die Leute umkippen, kotzen, sich schlagen. . .“

„Wir mussten gewaltsam dazwischengehen, um Schlimmeres zu verhindern“

Oben auf der Treppe kamen die Schüler nur langsam voran, von unten aber drückten Nachrückende ohne Rücksicht auf Verluste. Vor allem einige Schülerinnen gerieten so in arge Bedrängnis, berichtet Elke. „Selbst einer meiner Kollegen – ein durchaus kräftiger Kerl – kam nur mit größter Kraftanstrengung dazwischen.“ Der Polizei, die mit der Besatzung von zehn Fahrzeugen vor Ort war, gelang es, einige der besonders bedrängten und verängstigten Gymnasiasten aus der Menge zu ziehen. „Und sobald sie wieder Luft bekamen, haben sie sich auch wieder rasch erholt und die Beklemmung war bald verschwunden“, so Elke.

Um den Menschenstrom aufzuhalten und die Gruppe quasi von innen aufzubrechen, habe man eine Kette gebildet. „Wir mussten gewaltsam dazwischengehen, um Schlimmeres zu verhindern.“ Über eine Stunde dauerte der Einsatz, dann wurde es ruhiger.

„Den Rettungswagen haben wir zum Glück nicht rufen müssen“

Bilanz des Abends? „Den Rettungswagen haben wir zum Glück nicht rufen müssen.“ Der Polizei aber liegt eine Anzeige wegen gefährlicher Körperverletzung vor, gerichtet gegen einen Türsteher. Mit den Sicherheitsleuten habe man selbst so seine Probleme gehabt, sagt der Sprecher, „wir haben nämlich ganz alleine da gestanden; anders als sonst war keinerlei ,Security’ für uns greifbar“. In vergleichbaren Fällen sorgten oft Türsteher für reibungslosen Zugang.

Für Elke verbietet sich übrigens ein Vergleich mit der Massenpanik bei der Loveparade in Duisburg, die 21 Tote gefordert hatte. „Das wäre einfach pietätlos.“ Doch man müsse „aufpassen, dass sich so was nicht wiederholt“. Das ist auch das Anliegen der Stadt, die die Diskothek im Jahr 2008 genehmigt hat, sowie des Eigentümers Horst Detmers. Sie wollen sich voraussichtlich noch in dieser Woche zu einem klärenden Gespräch zusammensetzen.

Dem Disco-Betriebsleiter fehlte Personal

Ganz klar: Ihm fehlte Personal, um den Ansturm der Schüler bewältigen zu können, räumt Jürgen Grunst ein, seines Zeichens Betriebsleiter der Diskothek „Nightstyle“, vor der es am Freitag zu der Massenpanik gekommen war. Dieses Personal habe allerdings nicht wegen Fehlplanungen seinerseits gefehlt – „sondern weil ich erst eine Stunde vor der Party von den Schülern erfahren habe, dass 800 Karten im Vorverkauf weggegangen sind“.

Er habe mit wesentlich weniger Besuchern gerechnet, so der 39-Jährige, so wie es auch bei früheren Vorabi-Partys der Fall gewesen sei. Da die Gymnasiasten leider auch alle auf einen Schlag gekommen seien, war das Chaos perfekt. „Plötzlich standen 800 vor der Tür und wollten alle rein.“ Einen zweiten Zugang gebe es natürlich und der hätte die Lage wohl auch entspannt, „doch wir konnten den nicht öffnen, weil kein Personal für die Garderobe da war und wir dann das Gedränge in der Disco gehabt hätten. Wissen Sie, was das für eine Panik gewesen wäre?!“

Betriebsleiter schaltet sich ein in die Diskussion auf Facebook

Grunst hat sich auch eingeschaltet in die Diskussion auf Facebook. Er schreibt u.a.: „Es macht keinen Sinn, jemanden die Schuld in die Schuhe zu schieben.“ Die fehlende Kommunikation zwischen Schülern und Disco sei der Hauptfehler gewesen. Die Schüler sehen das durchaus anders. Sie regen sich zudem auf über die vielen Eintrittskarten, die wegen des Vorfalls verfallen sind. Und schreiben Sätze wie „Ich würde gerne wissen, ob der Junge, welcher von den Türstehern runtergeschleudert wurde, noch lebt“. Grunst widerspricht dieser Darstellung: „Das sah vielleicht aus wie ein Wegtreten“, doch der Türsteher habe den angetrunkenen Jungen „nur mit dem Fuß von sich weggehalten“. Und auch das Gerücht, ein Türsteher habe ein Mädchen in den Bauch getreten, sei unwahr, so Grunst.

Was genau passiert ist, wollen viele wissen – um es für die Zukunft verhindern zu können. Mitarbeiter des Ordnungsamtes wollen sich daher jetzt zusammensetzen mit Betriebsleiter Grunst und Betreiber Horst Detmers. Der hat sich „fürchterlich erschreckt“ über den Vorfall und möchte aktiv Aufklärung betreiben: Er sucht nach Fotos und Filmen von besagter Treppe: 78 10 89.