Mülheim. . Weniger Zuwanderer - und damit auch weniger Zuwanderer aus Deutschland? Nach der Volksabstimmung in der Schweiz raten Eidgenossen wie Frank Wyrsch zu Gelassenheit. Wyrsch gehört zum Schweizer Verein Essen/Ruhr, in dem sich regelmäßig Schweizer treffen, die in Mülheim leben.

„Die spinnen diese Schweizer.“ Schon Asterix und Obelix staunten bei ihrem Besuch über das Alpenvolk. Anlass für diese Irritationen waren damals vor allem die ausschweifenden Käsefondue-Orgien ihrer Gastgeber, nicht die große Politik. Aus Sicht der Gallier waren die Alpenländer liebenswürdige Sonderlinge. Ein bisschen skurril, aber sonst ganz nett.

Seit letztem Sonntag wird wieder viel über das Wesen der Schweizer nachgedacht. Und manche Kommentatoren kommen zu einem ähnlichen Ergebnis wie einst Oberlix. Denn die Schweizer Entscheidung für eine Begrenzung der Zuwanderung sorgt für Erstaunen. Ist es zeitgemäß, wenn sich ein Land in dieser Weise abschottet? Jedenfalls hat die Schweizer Entscheidung schon Einfluss auf die deutsche Politik genommen, will die CDU doch mit dem Thema Zuwanderung in den Europawahlkampf ziehen.

Aber es gibt Schweizer, die sind selbst Zuwanderer, was denken sie darüber? 55 Mitglieder hat der Schweizer Verein Essen/Ruhr, sein Vorsitzender Frank Wyrsch lebt in Mülheim. Seine Familie - so würde man heute im Bürokratendeutsch formulieren - hat einen Migrationshintergrund. Sein Opa hat noch als Melker auf einem Bauernhof gearbeitet. Dann ist seine Familie nach Deutschland übergesiedelt und nun schon seit Jahrzehnten hier ansässig. Den Schweizer Pass besitzt Frank Wyrsch, der einen Sanitär-Heizungs-Betrieb hat, immer noch.

Der Schweizer hat die Gemütsruhe weg

Aber auch in jüngster Zeit, so berichtet Wyrsch, gibt es immer wieder Fälle, wo Schweizer nach Deutschland übersiedeln - weil sie hier eine Arbeitsstelle finden und in ihrer Heimat nicht. „Zum Beispiel meine Stellvertreterin im Verein. Die ist Realschullehrerin und hat in Gelsenkirchen eine Stelle gefunden.“ Kein untypisches Schicksal. „Es gibt viele Schweizer, die wegen des Berufs nach Deutschland gezogen sind. Die Bandbreite ist groß, sie reicht vom Ingenieur bis zum Fahrstuhlmonteur.“

Und ja, heimatbewusst seien die Schweizer schon. „Sie freuen sich, wenn sie eidgenössisches Leben vorfinden.“ Man pflege die Geselligkeit, kommt zu Stammtischen zusammen oder macht Ausflüge. „Der Schweizer unterscheidet sich vom Deutschen vor allem in seiner Gemächlichkeit. Er ist nicht so hektisch.“ Und in dieser Gemütsruhe wolle er sich auch nicht gerne stören lassen.

Die Entscheidung vom Sonntag hat ihn trotzdem gewundert: „Die großen Städte, Basel oder Zürich, die sind international. Ich glaube, das ist eher eine Stimmung, die auf dem Land herrscht.“ Wie der restliche Verein darüber denken, weiß er noch nicht. „Am Samstag bei unserer Generalversammlung werden wir darüber sprechen.“ Vermutlich in der typischen Gemütsruhe.