Mülheim wird multikultureller. Die neuen Zensus-Zahlen zeigen es. Jeder vierte Mülheimer hat inzwischen einen sogenannten Migrationshintergrund, kommt also aus einer Zuwandererfamilie. Dabei lebt schon mehr als jeder zweite Migrant über 20 Jahre in Mülheim.
Das wirft die Frage auf: Ab wann werden Migranten eigentlich zu Bürgern ohne jede Einsortierung? Eine Nachfrage bei den Statistikern der Stadt und des Landes zeigt, dass die Kategorie Migrationshintergrund eher zufällig als zwangsläufig ist. Denn sie entspringt keiner rechtsverbindlichen Vorschrift, sondern einer Verabredung zwischen den Statistik-Ämtern des Bundes, der Länder und der Städte. Danach gilt man als Mülheimer mit Migrationshintergrund, wenn man selbst oder die eigenen Eltern nach 1955 nach Deutschland eingewandert ist.
Das bedeutet: Wessen Urgroßeltern vor über 100 Jahren aus Polen ins Ruhrgebiet kamen, hat statistisch betrachtet keinen Migrationshintergrund. Wessen Eltern oder Großeltern ab Mitte der Fünfziger Jahre als Gastarbeiter aus dem Süden Europas ins Revier kamen, hat ihn, den Migrationshintergrund. Macht das Sinn und ab wann hat sich der Migrationshintergrund eigentlich erledigt? Darüber sprach die NRZ mit dem Sozialdezernenten Ulrich Ernst und Mülheimern, die eine Zuwanderungsgeschichte haben.