„Komm mal her, Schatz, nu’ setz dich doch mal“, mit zärtlichen Worten dirigiert Hans Schmitz seinen imposanten Partner zum Fototermin. Man merkt gleich, dieses Duo ist ein eingespieltes Team. „Er weiß, dass er sich auf mich verlassen kann, und ich weiß, wie er reagiert“, umreißt der 66-Jährige die Partnerschaft auf sechs Beinen.
Das war nicht immer so, anfangs war Aris, ein stattlicher Kangal-Mix, ein unnahbarer Zeitgenosse, der nichts mit Menschen zu tun haben wollte. „Wir haben uns zusammengerauft“, sagt Hans Schmitz über die tierische Beziehung auf Zeit. Denn der Tag könnte kommen, an dem Rentner Schmitz und Rüde Aris getrennte Wege gehen: Hans Schmitz ist ehrenamtlicher Gassi-Gänger und betreut Hunde des städtischen Tierheims für die Dauer ihres Aufenthalts. Seit über zehn Jahren ist er damit eine wichtige Stütze im Tierheim-Alltag.
„Wir könnten die Hunde gar nicht alle so ausgiebig ausführen“, sagt Tierheimleiterin Marion Niederdorf und fügt hinzu: „Ohne die Ehrenamtlichen ginge es hier nicht.“ Bewegung, Beschäftigung und Streicheleinheiten – all das sei schließlich für die Vierbeiner mindestens genauso wichtig wie eine warme Decke und ein gut gefüllter Napf. Also kommt Hans Schmitz, seitdem er aufgehört hat zu arbeiten, vier Mal in der Woche an die Horbeckstraße und führt Aris, Banjo und Laika aus. „Mit drei Hunden hintereinander gehe ich dann spazieren“, erzählt der Rentner, gut drei Stunden Zeit investiert er dafür. „So bleibe ich rüstig und bin abgehärtet“, freut sich der 66-Jährige, der bei Wind und Wetter mit den Vierbeinern unterwegs ist und sagt augenzwinkernd: „Ein Fitness-Studio brauche ich nicht.“
Dass die ehrenamtlichen Gassi-Gänger, auf die das städtische Tierheim zählen kann, zumeist schon über viele Jahre kommen, begrüßt Marion Niederdorf. Die Tierheimleiterin erklärt: „Für die meisten Hunde ist es wichtig, eine feste Bezugsperson zu haben.“ Denn nicht nur Bewegung und Abwechslung bedeute der Gassi-Gang für die Vierbeiner, oft genug geht auch eine Lerneinheit mit einher. Hans Schmitz, der Aris mittlerweile wieder am Zwinger abgeliefert hat und nun den kniehohen, aber durchaus zugkräftigen Banjo an der Leine führt, meint: „Hier leiste ich oft Erziehungsarbeit.“ Einen Hund zu Hause haben, das wolle er nicht, sagt der Rentner: „Ich lebe allein, und wo soll der Hund hin, wenn ich mal nicht mehr so kann?“
Also kommt er lieber regelmäßig ins Tierheim und geht Gassi mit seinen tierischen Kumpels. Manche der Insassen bleiben über mehrere Jahre im Heim, manche gar bis zum Lebensende. „Klar, ich hatte auch schon besondere Lieblinge hier“, berichtet Hans Schmitz. Als die dann vermittelt wurden, sei es ihm schon schwer gefallen, loszulassen, sagt der Hundefreund. Aber, betont Schmitz: „Wenn man anschließend hört, dass die Tiere gut untergekommen sind, weiß man, dass es sich gelohnt hat, hier Zeit zu investieren.“