Mülheim. . Mülheim übernimmt Hälfte der Eigenanteile von Kirchen und Initiativen (insgesamt 630 000 Euro) und bannt damit die Gefahr, dass Einrichtungen geschlossen werden. Trägervielfalt ist gewünscht

Für Purzelbäume und Kirchererbsen, Stöpsel und kleine Strolche gibt Mülheim rund 16 Mio Euro netto aus. Ab 2014 legt die Stadt noch mal 630.000 Euro drauf. Um Träger von Kindergärten zu entlasten.

Die evangelische Kirche in NRW hatte in der vergangenen Woche eine Drohkulisse gezeichnet: Wenn ihr Trägeranteil (12 % der Kosten) nicht gesenkt werde, sei der Erhalt jeder dritte Kirchen-Kita bedroht.

Ein Szenario, das auch in Mülheim „denkbar“ gewesen sei, sagt Erika Minor, Fachberaterin der Ev. Kirche, die 16 Tagesstätten unterhält. Aber bevor dieser Sprengsatz im Land sichtbar wurde, war er in der Stadt bereits entschärft.

Für 2013 kam die Bitte zu spät

Im November 2012 hatten Ev. Kirche und Kita-Zweckverband im Bistum Essen die Stadt gebeten, ihre Trägeranteile teilweise zu übernehmen – damals allerdings zu spät fürs Kassenjahr 2013. Im Haushalt für 2014 wurde die Bitte nun berücksichtigt. Für 16 evangelische, 17 katholische und 14 Tagesstätten von Elterninitiativen (zahlen nur 4 % der Kosten) übernimmt die Stadt nun die Hälfte der Trägeranteile.

Bei Schließungen hätte die Stadt die Tagesstätten übernehmen müssen. Zu schlechteren Konditionen. Kommunen bekommen weniger Zuschüsse vom Land und müssen einen Eigenanteil von 21 % der Kosten stemmen, erklärt Jörg Albrecht vom Jugendamt. Jede Kita in fremder Trägerschaft also ist für die Stadt ein gutes Geschäft. Nebenbei: Auch die Trägervielfalt ist gewünscht.

Die Finanzierung war auf Kante genäht, die Lage ernst

Erika Minor erläutert, dass die Lage durchaus ernst und die Finanzierung der ev. Kindergärten zuletzt auf Kante genäht war. Landeszuschüsse werden seit 2008 nach der Zahl der Kinder berechnet, die Pauschalen dafür jährlich um 1,5 % erhöht. Das Plus von 7,5 % seitdem reiche aber nicht. Allein die Lohnkosten seien im gleichen Zeitraum um 14,5 % gestiegen. Und bei Investitionen in Betreuungsplätze für Kinder unter drei (U3) habe die Kirche 10 % der Kosten getragen.

Minor: „Unser Trägeranteil liegt durchaus über 12 %.“ Insofern sei sie „dankbar“, dass die Entlastung in Mülheim geklappt hat. „Aber im Mülheimer Trägerdialog haben wir bisher immer einen Konsens gefunden.“ Auch der Kita-Zweckverband im kath. Bistum Essen freut sich über die Unterstützung für seine 17 Mülheimer Tagesstätten. Sprecherin Wiebke Niedermeier: „Wir hätten nicht mit Schließungen gedroht, sind der Stadt aber dankbar. Priorität haben letztlich die Kinder.“

Insgesamt gibt es in Mülheim 86 Kitas, 39 städtisch, 17 katholisch, 16 evangelisch und 14 in Trägerschaft von Initiativen. Mülheim gibt dafür 39 Mio Euro aus, 15 davon für freie Träger. Auf der Habenseite stehen dem 23 Mio Euro aus Landesmitteln und Elternbeiträgen gegenüber.