Mülheim. Das Kloster Saarn in Mülheim wurde zu seinem 800. Geburtstag in den höchsten Tönen gelobt. Vor allen Ministerpräsidentin Hannelore Kraft machte beim Festakt in Saarn die Bedeutung des Klosters deutlich. Mit einem Café, einer Bücherei und einem Museum ist es heute zu einer Begegnungsstätte geworden.

Großer Schatz, schönes Juwel, wertvolles Kleinod – das Kloster Saarn wurde zu seinem 800. Geburtstag in den höchsten Tönen gelobt. Allen voran machte Ministerpräsidentin Hannelore Kraft am Samstagmorgen beim Festakt in Saarn die Bedeutung des Klosters deutlich und zählte es zu den wichtigsten Kulturdenkmälern in Nordrhein-Westfalen. Doch mit seiner Architektur, Geschichte und den vielen Veranstaltungen sei es vor allem auch „einer der großen Schätze der Stadt mit kulturhistorischer Bedeutung“.

Die Gemeinde St. Mariä-Himmelfahrt hatte ins Kloster geladen, um mit dem Bistum, der Stadt, dem Land und den Bürgern die Gründung des heutigen Klosters Saarn im Jahr 1214 als Zisterzienserinnenkloster zu feiern. Der Festakt war nur der Auftakt zu einem Jubiläumsjahr mit vielen Veranstaltungen.

Restaurierung war entscheidend

Kraft deutete die wechselhafte Geschichte des Gebäudes an, indem sie an die Glaubenskriege im 16. und 17. Jahrhundert erinnerte, an die Auflösung 1808 und die Benutzung als Gewehr- und Tapetenfabrik sowie die Errichtung von Wohnungen für ältere Menschen 1936. Der entscheidende Schritt sei jedoch die Restaurierung zwischen 1960 und 1980 gewesen. „Das Kloster ist mit dem Café, der Bibliothek, dem Museum, dem Kräutergarten und der Musik zu einer lebendigen und viel besuchten Bürgerbegegnungsstätte geworden“, sagte Kraft und wusste, wem dafür zu danken war – dem Verein der Freunde und Förderer des Klosters Saarn.

Ruhrbischof Dr. Franz Josef Overbeck malte in seinem Grußwort das Bild einer Welt, in der das Christentum nie entstanden wäre. In der es die meisten Kunstwerke nicht gäbe, das Bemühen um Arme fehlte, viele Gebäude nicht errichtet und Initiativen nicht gegründet worden wären. Die weltliche Bedeutung übernahm Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld, die das Kloster als zeit- und baugeschichtliches Kleinod würdigte. „Ohne das Kloster, ohne die Zisterzienserinnen und ohne die Weiterbenutzung wäre Saarn heute ein anderer Stadtteil und Mülheim eine andere Stadt.“ Die Renovierung habe zwar ein Jahrzehnt gedauert und 25 Millionen Mark gekostet, dadurch sei aber aus einem baufälligen Gebäude ein lebendiges Kloster geworden. Und mit den drei Patres der Ordensgemeinschaft der Oblaten des heiligen Franz von Sales, die heute im Kloster wohnen, ist auch die ursprüngliche Funktion des Klosters zurückgekehrt.

Knöllchen für alle Autos

Wenig christlich zeigte sich die Stadtverwaltung, die für viele Besucher des Festakts ein unliebsames Geschenk hinterließ: ein Knöllchen für alle Autos, die – wie bei solchen Veranstaltungen üblich – entlang der gesamten Klosterstraße geparkt hatten. 20 Euro für „Parken auf dem Gehweg“.

Mehr als 300 Menschen engagieren sich für das Kloster Saarn 

Das Kloster Saarn ist schon als historisches Gebäude allein ein Kleinod für Nordrhein-Westfalen. Doch vor allem durch die vielen kulturellen Veranstaltungen wirkt es über die Grenzen von Saarn und Mülheim hinaus. Das findet zumindest Jens Ammann, Vorstand des Gemeinderates von St. Mariä-Himmelfahrt, der seit zwei Jahren mit acht Mitstreitern das Jubiläumsjahr vorbereitet. „Es wird eine Reise durch die Jahrhunderte mit Veranstaltungen unterschiedlicher Natur.“ So wird im Laufe des Jahres beispielsweise ein Besinnungstag, Handwerkermarkt, Familienfest, Theaterstück oder Musikkonzert geboten.

„Unser Ziel ist es, das Kloster als lebendigen Ort deutlich zu machen“, sagt Stefanie Horn vom Verein der Freunde und Förderer des Kloster Saarn. „Wir wollen die Bedeutung eines historischen Ortes in der Gegenwart und Zukunft präsent machen“. Doch wie passt ein 800 Jahre altes Kloster in die heutige Zeit? Wie bleibt das alte Gebäude jung? Indem es Teil des Lebens wird. „Der Ruhrtalradweg führt hier vorbei, einige kommen nur, um im Klostercafé einen Kaffee zu trinken, viele Gruppen malen oder musizieren in der Begegnungsstätte, wir haben die öffentliche Bücherei und die Reihe Musik im Kloster Saarn“, sagt Horn. Das Kloster sei eben kein historischer Ort, an dem man nur Geschichte erlebt. Alles, was früher hier gelebt wurde, gäbe es immer noch: Fürsorge, Spiritualität, Sozial-Versorgung, Bildung und Kultur.

Altes Gebäude ist Teil des Lebens

Möglich ist das vor allem durch ehrenamtliches Engagement – nicht nur durch Gemeindemitglieder, sondern auch durch Verbände, Initiativen und Gruppen. Insgesamt seien es mehr als 300 Menschen, die sich „in irgendeiner Form“ für das Kloster engagieren, schätzt Ammann. Allein der Verein der Freunde und Förderer zähle knapp 200 Mitglieder. Und unter ihnen seien bei weitem nicht nur Senioren. „Das Engagement zieht sich durch alle Generationen hindurch, das sieht man vor allem an dem Chor Singschule“, betont Jens Ammann, der früher selbst in der Jugendarbeit aktiv war. Für ihn seien die Erhaltung und die Weitergabe an künftige Generationen besonders wichtig. „Das Kloster soll auch sein 1000-jähriges Bestehen feiern, auch wenn wir dann nicht dabei sein können.“