Mülheim.

Mehr als 200 Jahre lang mussten die Mülheimer Katholiken nach der Reformation weit laufen, um zur Heiligen Messe zu gehen – entweder zum Kloster Saarn oder flussaufwärts bis zur Abteikirche in Essen-Werden. Erst am 23. Oktober 1763 begann mit einer ersten Messe auf dem Mülheimer „Kirchenhügel“ wieder ein halbwegs geregeltes Gemeindeleben für die Katholiken. An dieses historische Ereignis vor 250 Jahren erinnerten katholische und evangelische Christen am Mittwochabend gemeinsam mit einem ökumenischen Abendgebet.

Nach den Jahrhunderten der Trennung ist die Verbundenheit der Konfessionen in Mülheim heute fest etabliert und zeigt sich nicht nur in einer räumlichen Nähe: Auf dem „Kirchenhügel“ liegen zwischen der katholischen Marienkirche und der evangelischen Petrikirche nur wenige Dutzend Meter. Nähe, Gemeinsamkeit und das gegenseitige Vertrauen hob Stadtdechant Michael Janßen hervor.

Gemeinsamer Auftrag der Christen

Von einem „guten Zeichen für das in der Geschichte gewachsene Vertrauen zwischen Partner, die sich früher nicht immer gut verstanden haben“, sprach denn auch der emeritierte Bischof von Erfurt, Dr. Joachim Wanke, in seiner Predigt. Er betonte den gemeinsamen Auftrag, der alle Christen vereint. „Der christliche Glaube wird dort stimmig, wo er vom Bewusstsein getragen wird, nicht mit sich selbst allein zu sein, sondern ,angeschaut’ zu werden“, – egal ob von anderen Menschen oder von Gott selbst. Christen sollten gelassen leben. „Die Vollendung dessen, was auf uns wartet, ist Gottes Werk, nicht das unserer menschlichen und kirchlichen Tüchtigkeit.“ Christen sollten „gelassen, ernsthaft, aber letztlich wie in einem Spiel, dessen Gelingen gesichert ist und dessen Seligkeit schon jetzt geschenkt wird,“ leben, riet Wanke, der bis 2012 Bischof in Thüringen war.

Der ersten Heiligen Messe nach der Reformation 1763 war elf Jahre zuvor zunächst die Gründung einer katholischen Mission vorausgegangen, einer seelsorglichen Außenstelle für Mülheim. 1790 wurde St. Marien zur Pfarrei erhoben.