Mülheim. .

Größer als Herz Jesu ist kaum eine Gemeinde. Sie erstreckt sich vom Ruhrufer bis hoch zum Uhlenhorst, vom Hafengebiet bis zum Steinbruch Rauen. „Entsprechend unterschiedlich sind auch die Menschen, die zur Gemeinde gehören“, sagt Pastor Berthold Janberg.

Was allerdings nicht für die Altersstruktur der Gläubigen zutrifft. „Die allermeisten Gemeindemitglieder sind älter, schließlich sind ­Broich und Speldorf ja auch Stadtteile, die überaltert sind“, so der Priester. Jüngere Erwachsene sieht man in Kirche oder Gemeindezentrum kaum. Und auch die Zahl der Kinder wird immer geringer.

Ökumenische Schulgottesdienste

Vielleicht setzt man daher seit einiger Zeit schon auf die Kooperation mit den anderen Gemeinden in der Pfarrei St. Mariä Himmelfahrt und auf das ökumenische Miteinander mit den Broicher Protestanten von der Wilhelminenkirche. So werden ökumenische Schulgottesdienste abgehalten, einmal im Jahr findet ein ökumenischer Ausflug statt. „Auch die Sternsingeraktion führen katholische und evangelische Kinder gemeinsam durch“, berichtet Janberg.

Außerdem gibt es seit 2011 eine gemeinsame Heilig-Abend-Feier für Alleinstehende. „Drei Familien organisieren das, beim letzten Mal waren rund 40 Personen dabei“, ist der Pastor froh über das selbstlose ehrenamtliche Engagement. Der Weihnachtsfeier voraus geht die – ebenfalls ökumenische – Adventsfenster-Aktion. Vor ausgewählten Häusern im Stadtteil kommen Christen zusammen, hören eine Geschichte, singen Lieder, trinken und essen eine Kleinigkeit.

Gute Kontakte zu den Kindergärten und Schulen

Wichtige Einrichtungen für das Gemeindeleben und den Stadtteil sind die sehr gut frequentierte, von ehrenamtlichen Helferinnen betriebene Kleiderkammer (donnerstags vormittags) und die Gemeindebücherei, die 2011 nach einer Kompletterneuerung wiedereröffnet wurde. „Sie ist die einzige Bibliothek im Stadtteil und pflegt gute Kontakte zu den Kindergärten und Schulen sowie der Buchhandlung vor Ort“, weiß der Pastor zu berichten. Hier finde man auch viele junge Eltern und ihren Nachwuchs.

Für die ältere Generation ist unter anderem der monatliche Seniorentreff gedacht (1. Dienstag im Monat). Gemeinsam wird Kaffee getrunken, danach gibt es ab und an einen Vortrag – etwa zum Thema „Senioren im Straßenverkehr“. Auch Karneval- oder Erntedank wird in großem Kreis gefeiert, die Frauengemeinschaft lädt regelmäßig zum Frühstück ein, in Kürze machen rund 45 ältere Leute gemeinsam eine Stadtrundfahrt.

Trauerseminare und Trauergruppen in der Gemeinde

Neben Berthold Janberg sind Kaplan Dr. Heinrich Weyers und Gemeindereferentin Andrea Schlüter in Herz Jesu in Gottesdienst und Seelsorge tätig. Letztere hat Trauerseminare und Trauergruppen in der Gemeinde etabliert. „Ein wichtiges Angebot, denn für viele Hinterbliebene fängt die schlimme einsame Zeit ja erst nach der Beerdigung an“, meint der Pastor.

Jugendarbeit findet im Jugendheim an der Ulmenallee statt. Die KJG (Katholische Junge Gemeinde) in Herz Jesu hat sich vor einiger Zeit aber mit der KJG in St. Mariä Himmelfahrt vereint. Gemeinsam führteman im Sommer eine Hilfsaktion durch, renovierte u.a. in einem Flüchtlingshaus. Für 2014 ist eine gemeinsame Freizeit geplant.

Neue Orgel dank Spenden

Zwei Kindergärten gehören zur Herz Jesu-Gemeinde. Die ­„Broicher Rasselbande“ im Schatten der Kirche und die Kita „Unter dem Regenbogen“ in der Nähe vom Schloss. Letztere sollte vor einigen Jahren geschlossen werden, heute ist die Gemeinde froh, dass sie die Einrichtung halten konnte. „Heute, wo die Kindergartenplätze so gefragt sind, können sich die kirchlichen Träger nur über jeden Kindergarten freuen“, sagt Pastor Janberg.

Die imposante Herz Jesu-Kirche an der Ecke Kirchstraße/Ulmenallee wurde 1892 eingeweiht. Sie ist im neu-romanischen Baustil erbaut worden und wurde im 2. Weltkrieg kaum zerstört. Drei schöne alte Fenster im Chorraum waren in Kriegszeiten zugemauert worden und sind so erhalten geblieben. Sie wurden in den 70ern freigelegt.

In den 90ern entdeckte man, dass eine Reihe von Reliefbildern, die den Kreuzweg zeigen, unter der gräulichen Farbschicht eigentlich farbig waren. Ein Restaurator brachte sie wieder in den Originalzustand, sie schmücken heute das Kirchenschiff. Der Altar wurde vor geraumer Zeit versetzt, damit die Gläubigen um ihn herum sitzen können. Eine neue Orgel bekam Herz Jesu dank vieler Spenden in 2000. Sie kommt im Gottesdienst zum Einsatz und immer dann, wenn Kantorei (etwa 25 Personen), Familienchor oder Kinderchor singen.