Mülheim.

Filmreif wie der Schauplatz eines Berliner Hinterhofs ist der Zugang zum Verein „Makroscope“ an der Friedrich-Ebert-Straße 48 (Eingang neben der Klima-Initiative).

„Makroscope“ klingt ein bisschen nach Geheimbund und es ist auch ein Kern von Menschen, um die losen Enden einer langen Mülheimer Tradition wieder zusammenzuführen: Die mediale Geschichte der Stadt, die mit namhaften Filmemachern und dem ehemaligen Sitz des Filmbüro NRW ein Experimentierfeld für Neues und die Avantgarde war. Wobei es in erster Linie um die Vorläufer der bewegten Bilder geht: Die Fotokopie mit ihren Vervielfältigungsmöglichkeiten, die einst die Technik revolutionierte.

Geschichte der Fotokopie

In den ehemaligen Räumlichkeiten von Schreibwaren Prüssmann hat der Verein in Gründung bereits ein kleines Museum aufgebaut, das einen Rundgang durch die Geschichte der Fotokopie zeigt.

Wahre Schwergewichte, aber auch kleine Spielereien dieser Technik sind dort zu finden: Darunter die Luxus-Ausführung des ersten Rank-Xerox Kopierers von 1953, der Unikop-Blitzkopierer aus Stuttgart von 1952, ein Belichtungsgerät für Fotokopien, entwickelt von einer deutschen Chemikerin, „dass die Revolution der Kopierverfahren auslöste“, erläutert Klaus Urbons. Der Copy Art-Künstler, der in diesen Räumen schon mehrfach das Astoria-Experiment von Chester F. Carlson der ersten Xerografie vorführte, zählt zu den Gründungsvätern des Vereins.

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Von 1985 bis 1999 hatte Urbons bereits ein kleines privates Museum für Fotokopie in der Altstadt. Und nun kommt ein neuer Versuch, „damit die analogen Techniken nicht im Rausch der digitalen Welt untergehen“.

Kooperation mit jungen Kreativen

Umso mehr freut sich Urbons über das Interesse und die Kooperation mit jungen Kreativen. Mit Jan Ehlen, dem Medienkünstler, und Shiny Toys, Festival-Macher, samt einigen Vertretern aus dieser Sparte ist auch die junge Generation vertreten. „Es ist wichtig, die vom Verschwinden begriffenen Medien sichtbar zu machen und sie in den Dialog mit jungen Positionen zu stellen“, sagt Ehlen. Mit dabei ist auch Künstlerin Gabriele Klages, in deren Arbeiten diese Technik ebenfalls eine Rolle spielt.

Dem Museum an der Friedrichstraße, das bislang aus privaten Mitteln gestemmt wird, soll aber nichts Verstaubtes anhaften, sondern es soll mit Leben und Praxis an der Kopierplatte gefüllt werden. Mit wechselnden Ausstellungen, Vorträgen, Veranstaltungen in einem Multifunktionsraum und vor allem mit Workshops „ist es für den Gebrauch bestimmt“, sagt Urbons: „Alle Geräte sind zum Benutzen da.“ Zudem ist geplant, ein Archiv mit Büchern und Katalogen aufzubauen, das Studenten nutzen können, erläutert Gabriele Klages. Ein Lichtblick für Mülheim, was diese lange Tradition betrifft.