Mülheim. .

Wie jedes Jahr öffneten am Wochenende wieder über 30 Mülheimer Künstler ihre Ateliers für Besucher – eine gutes Angebot, um einfach mal vorbeizukommen, seinen künstlerischen Horizont zu erweitern, vielleicht auch etwas zu kaufen.

Ein neuer Kunstort ist die Ateliergemeinschaft von Klaus Urbons, Gabriele Klages, Jan Ehlen und Jerome Krüger in den Räumen des ehemaligen Bürobedarf-Geschäftes Prüssmann an der Friedrich-Ebert-Straße 48, die mit der baldigen Vereinsgründung Makroscope e.V. ein Forum für audiovisuelle Kunst schaffen wollen.

Ihren Besuchern zeigen die Künstler einige ihrer Arbeiten. Die Installationen von Gabriele Klages bestehen aus „armen“ Materialien, also Alltagsmaterialien oder Gegenständen, die nicht mehr gebraucht werden, wie Kabelbinder, Kunststoffflaschen, Malerkrepp. Sie werden von ihr zu Kunstobjekten verfremdet, manche sind spacig-bunt, manche ähneln Gebrauchsobjekten.

Forum für audiovisuelle Kunst

Sozialkritik ist häufig Teil ihrer Arbeit, wie bei ihrem Bild „Über-Leben“ zum Thema künstliche Befruchtung. „Aus einem Kreislauf entsteht etwas Neues, ich beschäftige mich mit dem Kleinsten, mit Kommen und Vergehen“, erklärt Klages, die, wie ihr Kollege Urbons, auch mit Kopierern arbeitet.

Dieser stellt seine „Abendmahlzeit“ aus, kopierte Hände auf einer Tischplatte, die an das letzte Abendmahl von Leonardo DaVinci erinnert. Jan Ehlen kann in den oberen Räumen sein interdisziplinäres Netzwerk Projekt „ShinyToys“ vorantreiben, eine Werkstatt ist bereits eingerichtet.

In den Ateliers im Schloß Styrum zeigt Vera Herzogenrath ihre in Öl gemalten Porträts. „Meine aktuelle Landschaftsserie stelle ich bis zum 9. November in der Galerie Ricarda Fox aus“, sagt die Malerin. „Ich male die Landschaften aus der Erinnerung, nehme Eindrücke mit, die ich in meinen Bildern umsetze“, erklärt sie die harmonischen, fast abstrakt anmutenden Motive. Nebenan können Besucher in aller Ruhe Werke des Filmemachers Rainer Komers betrachten. Seine Filme, in Japan, den USA oder Deutschland gedreht, faszinieren durch lange Einstellungen und rhythmische Strukturen, die aus den Geräuschen der Aufnahmen entstehen. Der Fotograf Ulrich Erbe zeigt seine jüngste Fotoserie leerer Geschäftsräume. Ein Jahr ist er durchs Ruhrgebiet gefahren und hat, durch die Fensterscheiben, verwaiste Ladenlokale fotografiert. „Innenräume und Außenräume gehen ineinander über, es entsteht ein Verfremdungseffekt“, erklärt der Fotokünstler.

So nehmen Besucherinnen und Besucher vielfältige Eindrücke von unterschiedlichsten Künstlern und ihren Arbeiten mit, und so mancher wundert sich, dass nicht mehr Menschen aus Mülheim dieses kulturelle Angebot nutzen. Wann besteht denn sonst solch eine intensive Möglichkeit, Kunst so hautnah zu erfahren?

Magie der Kopie

Die Keimzelle eines kleinen Museums für Kunst und Technik ist schon zu sehen, die mittlerweile historischen Geräte von Sharp, Toshiba, Canon oder Rank Xerox, Drucker, Kopierer oder Tageslichtprojektoren, sollen nicht nur ausgestellt werden, sondern Klaus Urbons will die alten, aber funktionstüchtigen Schätzchen auch im Rahmen von Workshops und für seine Kunst nutzen. Seit den siebziger Jahren sammelt der Künstler die Geräte, deren Entwicklung schnell vonstatten ging. „Fotokopie ist das schnellste fotografische Medium, vergleichbar mit der Sofortbild-Fotografie“, erklärt Urbons. Er zeigt das Belichtungsgerät „Licophot“ (1940). „Es dauerte eine halbe Stunde, bis die Kopie trocken war. Beim „Unicop“ aus den 50ern dauerte der Prozess nur noch eine Minute.“

Einen Experimentalvortrag zum 75. Jahrestag der Xerografie veranstaltet Urbons im Atelier an der Friedrich-Ebert-Straße 48 (Hinterhof) am 22. Oktober um 17 Uhr. Um Anmeldung bis zum 18. 10. wird gebeten unter info@urbons.dect