Mülheim.

Parallel zum Gänseweg verläuft die Wennemannstraße in Oberdümpten. Und genau an dieser Straße wohnt Familie Stegmann. Die Stegmanns, das sind Mutter Annelen, Vater Dirk, Sohn Michel und jede Menge Tiere, denn die Familie betreibt einen kleinen Bauernhof. Dort züchten sie Damwild und halten sich neben 30 Rehen zwei Hühner, einen Hahn – und vier Gänse.

Das Schicksal eben dieser Gänse hat eine Familie dazu verleitet, sich postalisch an die Bauernfamilie zu wenden. Diese unbekannte Familie hatte die Tiere offensichtlich schon längere Zeit beobachtet, wie traurig und einsam die damals noch einzige Gans war und die Familie erlebte mit, wie diese langsam aufblühte, als sie im Frühjahr in drei Jung-Gänsen neue Gefährten zum Schnattern fand. Auf Bitten des Sohnes schrieb der Vater jetzt kurz vor Weihnachten einen Brief an die Damwild-Bauern, da er fürchtete, die Tiere könnten ein potenzieller Festtagsschmaus werden und auf dem Teller landen.

"Das ist eine längere Geschichte"

Dieser Brief traf am 17. Dezember bei Familie Stegmann ein. „Das mit den Gänsen ist eine längere Geschichte, die 1999 begann“, erklärt Annelen Stegmann. Damals war die heute alte Gans noch eine von sechs ganz jungen Tieren. Doch mit der Zeit starb ein Tier nach dem anderen. Einige fielen dem Alter zum Opfer, andere einem hungrigen Fuchs, der in diesem Revier sein Unwesen trieb. 2011 ist dann nur noch eine von sechs Gänsen übrig geblieben und fristete ein einsames Dasein.

Der dreizehnjährige Michel Stegmann erbarmte sich eines Tages dann des armen Tieres und wünschte sich Junggänse zum Geburtstag, denn er wollte nicht, dass die letzte Überlebende so alleine ist. Seitdem sind die Gänse ein unzertrennliches Quartett und wachen schnatternd über den Hof. „Die wohnen quasi wie ein Hund bei uns“, merkt Dirk Stegmann an. „Für mich ist das ein Hobby“, sagt Michel Stegmann. Er hat zwar keine Lieblingsgans und den Tieren auch keine Namen gegeben, unterscheiden kann er sie aber trotzdem mit Leichtigkeit alle voneinander. Das Gänsegeschenk ist aber auch für Michel etwas Besonderes gewesen, normalerweise stehen keine Tiere auf seiner Wunschliste. Dieses Jahr zu Weihnachten hofft er, ein Handy unter dem Baum zu finden.

Viele Stammgäste schauen sich Tiere an

Das nette Schreiben hat den Stegmanns sehr gefallen, doch wer den Brief geschrieben hat, wissen sie nicht. „Hier kommen jeden Tag viele Eltern mit Kindern im ‘Bobby-Car-Alter’ entlang und schauen sich die Tiere an“, berichtet Vater Dirk. Darunter seien auch viele Stammgäste, die mehrmals pro Woche nach dem Rechten bei den Tieren schauen. Zwar ist der recht lange und liebevoll geschriebene Brief mit Handschrift unterschrieben, aber der Name lässt sich kaum entziffern.

Wie dem auch sei: Es gibt Entwarnung seitens der Stegmanns für die Gänse: „Wir werden die Tiere nicht schlachten.“ Michel kümmere sich um sie, eine Schlachtung steht auch in den kommenden Jahren somit gar nicht zur Debatte – jedenfalls nicht für Michel, denn Vater Dirk würde sich schon über eine saftige Gänsekeule freuen.

Auch die Bedrohung durch den Fuchs bestehe momentan nicht, denn den Zaun um das Gänsegehege soll den roten Jäger von dem Gefieder fernhalten. Für die ultimative Erleichterung für alle Gänsefreunde sorgt dann aber Dirk Stegmann: „Es gibt Füchse, die klettern können. Der momentane kann es aber nicht und so ist der Zaun für ihn unüberwindbar.“