Mülheim. Unbekannte haben sich Zugang zu einem leerstehenden Haus der Bundesbahn in Mülheim verschafft und wohnen dort unter erbärmlichen Zuständen. Anwohner berichten, dass die Personen morgens von slowakischen Kleinbussen abgeholt werden. Das Ordnungsamt will das Gebäude nun kontrollieren.
Die Sache ist ziemlich widerlich. Nicht nur, weil benutztes Klopapier am Bahnhof Styrum über den dort gelegenen Park & Ride Parkplatz weht und ein entsprechender Geruch in der Luft liegt. In einem ehemaligen Gebäude der Deutschen Bahn, das seit Jahren ungenutzt ist, hausen Menschen in erbärmlichen Umständen. Nach Beobachtungen der Nachbarn, die darauf vor drei Wochen aufmerksam geworden sind, wurde die Stahltür aufgehebelt und die Kellerräume in Beschlag genommen.
In den kleineren Räumen türmt sich der Unrat, in den größeren liegen Matratzen, die, wie Nachbarn vermuten, vom Sperrmüll stammen. Die Leute haben sich hier häuslich niedergelassen, haben einen Kocher und eine Kaffeemaschine. Auf dem Boden liegt umgekippt eine alte Waschmaschine, die wohl nicht mehr funktionstüchtig ist. In einem Raum türmt sich alte Wäsche, in einem anderen steht ein 200 Liter Fass. „Große Mengen einer braunen Flüssigkeit sind ausgelaufen. Es stinkt bestialisch. Ich gehe davon aus, dass es sich um Petroleum handelt. Das ist entflammbar“, sagt Hans-Peter Raddatz, der die Stadt und den Eigentümer informiert hat. Nach den Beobachtungen der Anwohner verlassen morgens um sieben Uhr zehn Personen das Gebäude. Sie werden mit zwei Kleinbussen mit slowakischen Kennzeichen abgeholt. „Sie werden wohl nicht spazieren fahren“, vermutet Raddatz. Er geht davon aus, dass sie arbeiten gehen.
Kontrolleure des Ordnungsamtes kamen zu spät
Fragt sich nur, zu welchen Bedingungen. Sollte es sich auch um Slowaken handeln, so würden sie sich nicht illegal in Deutschland aufhalten. Denn Bürger der Slowakei, die seit 2004 Mitglied der Europäischen Gemeinschaft ist, genießen längst Freizügigkeit, eine Arbeitserlaubnis ist nicht mehr erforderlich und auch eine Arbeitnehmerüberlassung ist möglich. Möglicherweise handelt es sich auch um diejenigen, die früher unter der Rampe zur Konrad-Adenauer-Brücke genächtigt haben.
Ob es sich um ausbeuterische Arbeitsverhältnisse handelt, ist fraglich. Bei einer ersten Kontrolle kamen die Mitarbeiter des Ordnungsamtes zu spät, obwohl sie darauf hingewiesen wurden, dass um 7 Uhr alle weg sind. Anfang des Jahres, so Bernd Otto, Leiter des Ordnungsamtes, werde erneut kontrolliert. Raddatz kann den Zeitverzug nicht verstehen. Auch die Antwort der Bahn überrascht ihn. Man könne nicht einfach den Keller schließen. Zunächst müsse man die Menschen informieren und zum Verlassen auffordern. Es könne ja sein, dass man sonst den Menschen den Zugang zu ihrem Eigentum versperre.
„Wenn die Stadt das dulden möchte, sollte sie den Menschen wenigstens ein Dixi-Klo hinstellen“, meint Raddatz, der Fotos von den Zuständen auf seiner Facebook-Seite eingestellt hat.