Mülheim. Mit den “Give Boxen“ in Mülheim haben Bürger die Chance, nicht mehr benötigte Gegenstände, wie Bücher, CDs, etc, für andere bereitzustellen, die sie haben wollen. Eins dieser Häuschen bereitet der Stadt aber nun Sorgen, da es immer stärker vermüllt wird. Patinnen sollen nun für Sauberkeit sorgen.

Die soziale Idee lebt: Im Ringen um den Erhalt der wild aufgestellten „Give Boxen“, in denen Bürger nicht mehr benötigte Gebrauchsgegenstände legen, damit andere sie kostenlos mitnehmen können, zeichnet sich eine Lösung ab. Nach der WAZ-Berichterstattung haben sich zwei Bürgerinnen bereit erklärt, als Patinnen Verantwortung für die Sauberkeit rund um die Geschenke-Buden zu übernehmen.

Insbesondere die Bude am ­Dickswall, Höhe Von-Bock-Straße, hatte unlängst für Aufsehen, gar für ein politisches Nachhaken gesorgt. Rund um den Holzverschlag hatte sich reichlich Unrat verteilt, das Bild glich einer wilden Müllkippe. Das Ordnungsamt hatte daraufhin festgestellt, dass es für jenen Holzverschlag, der als „Give Box“ gekennzeichnet war, gar keine ordnungsrechtliche Erlaubnis gab – und drohte dem unbekannten Aufsteller vorsorglich mit kostenpflichtigem Abbau der Hütte.

Eine Lösung ist in Sicht

Schließlich kam Licht ins Dunkel: Die Box am Dickswall, aber auch eine baugleiche am Goetheplatz im Dichterviertel, sind ein Überbleibsel des vom Ringlokschuppen veranstalteten Stadtspiels „Momentan Industrie“. In dessen Rahmen hatten mitwirkende Bürger auch über die Frage diskutiert, welche alternativen Modelle für ein Zusammenleben der Stadtgesellschaft in die Tat umzusetzen sein könnten. Sie sprachen über das Tauschprinzip, alternative Währungen, auch über jene „Give Boxen“. . .

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Anscheinend wollte die Gruppe engagierter Bürger nicht nur drüber reden. Sie bauten Geschenke-Boxen, stellten sie in wilder Aktion auf und überließen sie sich selbst. Die Idee funktionierte: Kleidung, Bücher, CDs und anderes wechselten auf diese unkomplizierte Art ihren Besitzer. Nur kam irgendwann das Vermüllungsproblem am Dickswall auf.

Nun aber ist eine Lösung in Sicht, um die soziale Idee am Leben zu halten. Nachdem Ordnungsamtsleiter Bernd Otto in der WAZ früh erklärt hatte, dass die Stadt dem Projekt durchaus wohlwollend gegenüberstehe, aber doch Verantwortlichkeiten geklärt sehen müsse, haben sich mittlerweile zwei Patinnen für die Box am Dickswall gemeldet. Darunter eine 23-jährige Studentin aus der direkten Nachbarschaft.

Zwei alternative Standorte sind ausgeguckt

Sie hält die Idee für unbedingt unterstützenswert. „Es ist eine tolle Idee wie bei den Bücherschränken, nicht einfach alles wegzuschmeißen oder für alles noch zu versuchen, Geld zu bekommen.“ Sie selbst hatte schon Dinge in die Box gelegt, hat immer mal wieder – wie andere Bürger – für Ordnung gesorgt. „So kommt man auch mal mit der Nachbarschaft, die heute immer anonymer geworden ist, ins Gespräch“, sagt die 23-Jährige.

Sie will als Patin anonym bleiben – aus gutem Grund: Das Projekt, so ihr Wunsch, soll möglichst weiter von allen Bürgern getragen werden. Jeder möge sich auch in Zukunft verantwortlich fühlen, rund um die Box für geordnete Verhältnisse zu sorgen. Dem ungenommen, will die 23-Jährige stets ein besonderes Auge auf die Box haben.

Am Dickswall aber soll die Box nicht stehen bleiben, aus Gründen der Verkehrssicherung. Laut Ordnungsamtsleiter Otto sind zwei alternative Standorte in der Nähe ausgeguckt (Hingberg- oder Von-Bock-Straße). Sein Amt will nun deren Eignung prüfen. Der Ringlokschuppen prüft derweil, ob er als verantwortlicher Antragsteller für eine Sondernutzung im öffentlichen Raum auftreten will.