Mülheim. .

Die Menschen rund um den ­Dickswall hängen offensichtlich an der nachhaltigen Idee des Gebens und Nehmens, die in Zeiten der Wegwerfgesellschaft einen Kontrapunkt setzt. Nachdem das Ordnungsamt am vergangenen Donnerstag aufgrund der Vermüllung vor Ort angedroht hatte, die Selbstbedienungshütte („Give Box“) kostenpflichtig zu entfernen, sollte es der unbekannte Aufsteller nicht tun, zog flugs wieder Ordnung ein in und rund um die Klamotten-Box.

Am Wochenende stand der Holzverschlag mit PVC-Wellplatte, in den Menschen seit Wochen Bücher, Kleidung und andere aussortierte Gegenstände abgelegt, damit sie andere bei Bedarf mitnehmen konnten, wieder ganz akkurat an der Häuserwand. Kein Müll lag mehr umher, die „Geschenke“ waren wieder in die Regale einsortiert und auf die Kleiderstange gehängt.

Frust groß in Internetgemeinde

In der Internet-Gemeinde ist der Frust groß, dass das Ordnungsamt dem Dickswall die zweifelsohne wilde Idee des Gebens und Nehmens nehmen will, weil das Aufstellen der Bude nicht genehmigt ist und die Vermüllung zuletzt gar eine Nachfrage der SPD für die kommende Bezirksvertretung provoziert hatte. Unter waz.de fragt nun ein Bürger: „Wurden die Sachen vielleicht einfach nur bei dem Sturm Anfang der Woche durcheinandergewirbelt?“ Einige Diskutanten vermuten gar Willkür der Ordnungshüter gegen eine doch gut gemeinte Aktion: „Oh weh, der Amtsschimmel ist ausgebrochen und stürmt voran. Natürlich geht es so nicht, aber vielleicht anders!? Man muss ja nicht direkt mit der Abrissbirne kommen“, schreibt da jemand anderes.

Offizielle Patenschaft

Er glaubt – wie andere – an das Positive, das der unbekannte Aufsteller mit seiner Aktion bewirkt hat. „Aufklärung und eine offizielle Patenschaft wären doch besser. Weil die Idee einfach super ist und in anderen Städten auch funktioniert.“ So eine Box sollte „unter Beobachtung“ gestellt werden, etwa neben einem Geschäft. „Und die Regeln sollten klar definiert sein und gut sichtbar angebracht werden.“ Dann, so glaubt der Mülheimer, könnte die soziale Sache doch funktionieren.

Mit der Vermüllung an der „Give Box“, sagt ein anderer, sei es doch genau so wie an den Container-Standorten für Glas und Altpapier. „Werden jetzt auch alle Containerstandorte geschlossen?“, fragt er da mit einiger Häme.