Mülheim/Essen. Fünf Enkeltrick-Fälle an nur einem Tag: Die Polizei Essen/Mülheim warnt vor professionellen Banden. Geschickte Täter erschleichen sich das Vertrauen Älterer, um sie zu bestehlen.
Mit dem so genannten „Enkeltrick“ sollten allein am Dienstag fünf Senioren in Mülheim und Essen um ihr Hab und Gut gebracht werden: Bei den Forderungen ging es insgesamt um 200.000 €, die den arglosen Älteren abgeschwatzt werden sollten, meldet die Polizei Essen/Mülheim. Das gelang in diesem Umfang nicht, doch in einem Fall erbeutete ein Täter die unglaubliche Summe von 50.000 € bei einer über 80-jährigen Frau.
Die Polizei will das Opfer schützen und nennt daher nicht einmal die Stadt, in der der Betrug geschah. Normalerweise bleiben auch die erbeuteten Summen ein gut gehütetes Geheimnis. Doch die zunehmende Zahl dieser Trickbetrügereien, hinter denen sehr gut organisierte Banden stecken, lässt die Polizei an die Bürger appellieren: Nachbarn, Passanten und vor allem die Verwandtschaft, insbesondere die echten Enkelkinder, sollten ein Auge auf die Senioren haben und den Rentnern zu Misstrauen raten, falls sich bei ihnen ein völlig Fremder als angeblicher Bekannter einschmeicheln will. Hohe Summen sind im Spiel, gestohlen werden aber auch Schmuck oder Wertanlagen wie Gold.
Trickdiebstahl geschieht fast täglich
Polizeisprecher Peter Elke weiß, dass viele Bürger sich nur schwer vorstellen können, wie geschickt die Tricktäter vorgehen. „Diese Profis haben ein verbrecherisches Bauchgefühl“, so nennt er das. Und so hat es auch bei dem letzten Opfer geklappt, das jetzt um seine ganzen Ersparnisse gebracht wurde.
Hinter Enkeltrick steckt kein Einzeltäter
Die Taten werden bandenmäßig geplant, auch der Enkeltrick wird nicht von einem Täter durchgeführt. Die Polizei weiß, dass 98% der Anrufe aus Polen kommen.
Die Täter, die die Senioren anrufen oder ansprechen, sind absolute Profis, die ihre arglosen Opfer geübt in ein Gespräch verwickeln.
Die Verfolgung der überregional aktiven Täter ist schwierig.
Der Täter, eine freundliche, gepflegte Erscheinung mit osteuropäischem Aussehen, hatte an der Tür geklingelt und sich als Bekannter, als Kollege des verstorbenen Mannes ausgegeben. Mit geschickter Gesprächsführung hatte er sich so glaubhaft dargestellt, dass die Witwe Vertrauen fasste und sich mit dem Fremden sogar über die sichere Aufbewahrung ihres Geldes unterhielt. Der Mann, der zwischen 40 und 50 Jahre alt sein soll, bot der Frau auch Hilfe beim Einkaufen an. Das war natürlich vorgeschoben, und am Ende waren der angebliche Bekannte und das Geld verschwunden. „Solch hohe Beträge“, so Peter Elke, „sind glücklicherweise nicht alltäglich.“
Doch beinahe täglich bekommt die Polizei Kenntnis von solchen Tricksereien, worunter alle Taten fallen, bei denen Senioren um ihr Geld gebracht werden sollen – egal, ob Täter sich als „Enkel“ (oder „Bekannte“) am Telefon melden, ob sie die Rentner auf der Straße ansprechen – oder wie jetzt bei der betrogenen Witwe, einfach anschellen – oder ob sie den „Zettel“- oder „Wasserwerkertrick“ anwenden. Eine hohe Dunkelziffer der nicht angezeigten Taten wird von der Polizei angenommen, denn viele Opfer gingen aus lauter Scham, hereingefallen zu sein, nicht zur Polizei.