Mülheim. Laut der Polizei Essen/Mülheim werden immer häufiger Senioren mit dem „Goldkettentrick“ um ihren Schmuck gebracht. Dabei tauschen die Trickbetrüger den echten Schmuck gegen falschen aus. Da die Gruppen überörtlich in verschiedenen Städten aktiv sind, erschwert sich die Fahndung nach den Tätern.

Die Polizei Essen/Mülheim hat in den letzten vier Monaten vermehrt Betrügereien der Masche „Goldkettentrick“ in beiden Städten beobachtet. 28 Fälle, bei denen vor allem Seniorinnen um ihren Schmuck gebracht worden sind, wurden der Polizei seit Juli gemeldet, zwei davon spielten sich in Saarn und Speldorf ab.

Möglicherweise sind es aber viel mehr Fälle: „Ich gehe fest von einer Dunkelziffer aus“, sagt Frank Kawelosvski, einer der Ermittler vom zuständigen Kriminalkommissariat 33. Mancher geniere sich wohl, zur Polizei zu gehen, so seine Vermutung, weil man reingelegt worden ist. „Diese Masche“, sagt er, „läuft ja bundesweit. Das ist ein richtiger Hype. Es handelt sich hier um reisende Täter, denen man nicht so leicht beikommt.“

"Diebe sind unglaublich fingerfertig"

Die Trickbetrüger gehen zumeist nach demselben Muster vor, hat die Polizei beobachtet: Senioren werden aus einem Auto heraus angesprochen, dann wird nach dem Weg zum Krankenhaus gefragt. Oft werde nur gebrochen Deutsch gesprochen („Mama krank“).

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„Die arbeiten mit der Mitleidsmasche, damit das Herz erweicht wird“, weiß Frank Kawelovski. Manchmal werde auch der Weg zu einem Bestatter gesucht – „Papa gestorben“. Stets sitze ein Mann am Steuer, und Frauen steigen aus den Fahrzeugen aus und gehen eng auf Tuchfühlung mit dem Opfer. Da wird mit Stadtplänen herumgefuchtelt, auf das Opfer eingeredet, und aus lauter „Dankbarkeit“ für den erklärten Weg wird den Leuten billiger Modeschmuck umgehängt, es wird umarmt, manche der Täter haben sogar Tränen in den Augen.

„Diese Leute ziehen eine richtige Show ab“, so Kriminalhauptkommissar Kawelovski. „Die sind unglaublich fingerfertig, das dauert teilweise nur Sekunden.“ Am Ende fehlt dem Opfer oft nicht nur die echte Goldkette, die die Täter sehr geschickt durch ein falsches Schmuckstück ersetzt haben, damit man den Verlust nicht gleich bemerkt. Die Täter fallen auf die Knie und küssen „dankbar“ den Opfern die Hände: „Nach dem Küssen sind dann auch die Ringe weg“, weiß Frank Kawelovski.

Mobile Gruppe aus Südosteuropa

Die Täter schrecken auch nicht vor gebrechlichen Opfern zurück: So gingen sie Mitte Oktober eine 89-Jährige mit Rollator in Speldorf direkt vor einem Seniorenheim an, konnten aber noch rechtzeitig durch eine Mitarbeiterin des Hauses vertrieben werden.

Die Polizei rät den Menschen, die angesprochen werden, ganz deutlich zu zeigen, dass man keinen engen Kontakt will. Möglichst sollte man andere Passanten oder Anwohner dazu rufen. Wenn Opfer sich wehrten und um Hilfe riefen, so die Polizei, seien die Täter zumeist ohne Beute geflohen.

Bei den Tätern handelt es sich laut Polizei um mobile Gruppen aus Südosteuropa, die überörtlich aktiv sind, was die Fahndung erschwere. Die verwendeten Fahrzeuge hatten Kennzeichen aus Dortmund, Euskirchen, Duisburg, Wesel oder den Niederlanden. Auffällig häufig wurde in Essen und Mülheim ein Fahrzeug mit Rechtslenkung beobachtet, es könnte sich dabei um einen älteren dunklen Mercedes handeln, schätzt die Polizei. Hinweise: 0201/829-0.