Mülheim. Die Hygieneampel zeigt, wie es Restaurants mit der Sauberkeit halten. Die Reaktionen auf das Duisburger Modellprojekt sind geteilt. Bald könnte es auch in Mülheim eingeführt werden.

Seit Donnerstag ist die kontrovers diskutierte Hygiene-Ampel – eine Initiative der Verbraucherzentrale NRW und dem Landes-Verbraucherschutzministerium in Kooperation mit den Kommunen – für Gastronomiebetriebe online. Zunächst als Modellprojekt für Duisburg und Bielefeld konzipiert, können sich Verbraucher per Internetseite oder Handy-App in diesen Städten künftig über die Sauberkeit und Qualität von Restaurants informieren. „Die Pilotphase soll Mitte kommenden Jahres abgeschlossen sein“, so Bernhard Burdick von der Verbraucherzentrale in Düsseldorf. „Sollte das gut angenommen werden und seitens der Verbraucher positives Feedback kommen, werden wir es auf mehrere Städte erweitern.“ Der Sprecher kann sich durchaus vorstellen, dass dann auch die Bewertungen von Mülheimer Betrieben einfließen: „Perspektivisch ist das Projekt auf ganz NRW ausgelegt.“ Darüber hinaus soll es sich nach der Testphase nicht nur auf Restaurants beschränken, sondern auf alle lebensmittelverarbeitenden Betriebe ausgeweitet werden.

Als „wünschenswert“ bewertet Stadtsprecher Volker Wiebels die Hygiene-Ampel. „Alles was dem Verbraucherschutz dient, ist wichtig.“ Lediglich um die Umsetzung müsse man sich Gedanken machen, sollte die Ampel in Mülheim irgendwann eingeführt werden. Damit hat sich die Einstellung der Stadt zu dem Bewertungsportal grundlegend geändert: Noch im Mai 2011 fürchtete Heike Schwalenstöcker-Waldner, Leiterin des Veterinäramtes, das auch die Lebensmittelkontrollen in der Stadt durchführt, einen „erheblichem administrativen Aufwand“.

Dehoga-Vorsitzender hält bisherige Maßnahmen für ausreichend

Nicht geändert hat dagegen der Kreisgruppen-Vorsitzende des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), Jörg Thon, seine Meinung. Thon, der auch den „Ratskeller“ betreibt, war schon vor zwei Jahren gegen die Hygiene-Ampel und fürchtete, dass Mülheimer Wirte dadurch an den Pranger gestellt werden könnten. Auf NRZ-Anfrage sagte er: „Ich halte nichts davon. Da wird etwas an der Gastronomie ausprobiert, dass weder Hand noch Fuß hat.“ Darüber hinaus müssten die Kontrollen, deren Ergebnis dann in die Hygiene-Ampel einfließt, auch nach dem Vier-Augen-Prinzip durchgeführt werden. „Damit keine Wettbewerbsverzerrung entsteht“, erklärt Thon.

Sollte Mülheim das umstrittene Bewertungssystem bekommen, ist er dafür, auch in Krankenhäusern eine solche Ampel einzuführen. „Das halte ich für viel wichtiger. Wenn in Krankenhäusern schlechte Hygiene herrscht, stehen Menschenleben auf dem Spiel.“ Natürlich gebe es auch unter Mülheimer Gastronomen schwarze Schafe. Aber um die kümmerten sich schließlich die Kontrolleure und die Gewerbeaufsicht. Thon: „Wer unsauber ist, wird schon jetzt mit Ordnungsstrafen und Verwarnungen zur Rechenschaft gezogen.“ Das reiche seiner Meinung nach völlig aus.

Weniger Punkte - bessere Bewertung

Auch ohne Bewertungsportal ist Mülheim in Sachen Lebensmittelhygiene gut aufgestellt, erklärt Stadtsprecher Wiebels: „Wir bemühen uns, ein hohes Niveau zu halten.“ Dafür sorgen unter anderem unangekündigte Kontrollen. Mindestens einmal pro Jahr statten die Gutachter den Betrieben einen Besuch ab. „Wer auffällt“, so Wiebels, „wird je nach Schwere des Verstoßes nachkontrolliert.“ Schließlich müsse es ja auch im Sinne der Gastwirte sein, dass die Gäste zufrieden sind und gerne wiederkommen. „Ein Gastronom dürfte theoretisch keine Probleme damit haben, den Gästen auf Wunsch auch die Küche zu zeigen“, findet Wiebels. Kontrolliert werde in der Stadt jeder Betrieb, von der Pommesbude bis zum Edelrestaurant, unabhängig von der Reputation.

Bevor die Hygiene-Ampel aber in Mülheim und flächendeckend in NRW eingeführt wird, muss sie die Testphase in Duisburg und Bielefeld überstehen. Bislang sind auf der Internetseite bzw. in der Handy-App keine Restaurant-Daten aus der Nachbarstadt verzeichnet, lediglich 400 Bielefelder Betriebe findet man. Dort haben bereits 40 Gastronomen gegen die Veröffentlichung ihrer Daten geklagt oder zumindest Widerspruch eingelegt. Angezeigt werden die Ergebnisse der vergangenen drei Kontrollen. Danach werden Punkte vergeben. Verwirrend: Je weniger Punkte ein Restaurant bekommt, desto besser ist die Bewertung: Bei 0 bis 40 Punkten zeigt die Hygiene-Ampel grün an, also unbedenklich. Bei 41 bis 60 Punkten gelb und bei 61 bis 80 Punkten rot.