Mülheim. Händler und Gastronomen kritisieren die Pläne der Stadtmarketing-Gesellschaft. Alternativen müssten stattdessen in allen Richtungen geprüft werden.

Gut kommt das, was jetzt von der MST als abgespeckter Weihnachtstreff angekündigt wurde , nicht an. Gastronomen und Händler sprechen von Rückschritt oder einem Armutszeugnis. Zwar findet Rolf Schule die Entscheidung einerseits „logisch und nachvollziehbar“. Andererseits spiegele sich darin mangelnde Professionalität wider. Statt zu reduzieren müsse die MST an der Attraktivität des Marktes arbeiten, neue Formen entwickeln. „Das macht Arbeit, das ist klar“, stellt er fest. „Aber für was haben wir sonst die MST?“

Schulze spricht aus Erfahrung. Seit Jahren organisiert er mit Pro Altstadt den Adventsmarkt und hat ihn mit vielen ehrenamtlichen Helfern in 14 Jahren von der Wochenendveranstaltung zum durchgehenden Markt ausgebaut. Schulze bedauert, dass zwar immer über die Verbindung von Altstadt und Schloßstraße geredet wurde, es aber nie zum Schwur kam. Aus der Idee eines mittelalterlichen Marktes an der Petrikirche wurde schließlich die Schloßweihnacht, die aber die Kaufkraft aus der Innenstadt wegzog.

Verkleinerung stößt auf Unverständnis

Richtig sauer ist Rajesh Luthra, der in der Innenstadt das Leonardo und das Pinchos betreibt. Er erwartet von der MST, dass sie in alle Richtungen denkt, etwas Besonderes macht, was kein anderer macht. Er denkt an Lichtinszenierungen oder die Nutzung des Kaufhofs als ersten Allwetter-Weihnachtsmarkt. „Vandalismus muss man da nicht fürchten. Man macht abends einfach die Tür zu“, meint Luthra. Gäste hätten ihn angesprochen. Die Verkleinerung stoße auf Unverständnis, werde für lächerlich gehalten. Händler müssten mit geringen Standgebühren und Kunden mit Rabattaktionen und Gutscheinen gelockt werden.

Enttäuscht zeigte sich auch Wolfgang Pins, Center-Manager im Forum. „Das ist ein Rückzug, kein Aufbruch.“ Er stellt auch die Frage nach der Verantwortung für den Niedergang der Innenstadt. Die Belebung der Innenstadt werde dadurch nicht leichter. Man müsse Alternativen in allen Richtungen prüfen. Die Umbenennung in Weihnachts-Treff versteht er nicht.

Markt hat nicht das gehalten was er versprochen hat

Bernd Schlüter vom Mocca Nova sieht der Entwicklung eher gleichgültig entgegen. Der Markt habe ohnehin nicht gehalten, was er versprochen habe. Eine Händlerin, die vor seinem Café stand, habe ihm gesagt, dass Mülheim einer der beiden schlechtesten ihrer 30 Standorte sei. „Mit den großen Märkten in den Nachbarstädten können wir ohnehin nicht mithalten. Und mit wessen Geld sollte das auch geschafft werden?“, fragt er. Wichtiger sei ihm die Zukunft des Wochenmarktes, der wenigstens für ein bisschen Frequenz sorge.

Der Weihnachtsmarkt in der Innenstadt ist seit Jahren ein Dauerthema. Immer wieder wurde auch gefordert, ihn ganz aufzugeben. Die MST versprach dagegen eine schrittweise Aufwertung. Sie führte etwa das Open-Air-Kino ein, ohne allerdings einen Durchbruch zu erzielen. Auch unter finanziellen Gesichtspunkten blieb der Weihnachtsmarkt ein Zuschussgeschäft. Die Händlersuche wurde zunehmend schwierig. Deswegen zog Geschäftsführerin Inge Kammerichs die Konsequenzen, reduziert die Marktgröße und setzt wie berichtet auf die drei Ks: Kulinarisches, Kino und Karussell.