Saarn. Dass das Saarner Wahrzeichen abgebaut werden soll, weil seine Holzkonstruktion marode und daher nicht mehr standfest genug ist, das halten viele Saarner für ein Unding. Sie wollen für den Erhalt kämpfen und denken über eine Spendenaktion nach.
Stippvisite in einem ganz besonderen Stadtteil. Und schnell zeigt sich: Die Saarner hängen an ihrem Dorf. Soviel steht fest – nicht erst, seitdem wir mit unserem WAZ-Lesercafé am Mittwochnachmittag Station gemacht haben im Café Menzen. Engagierte Saarner kamen vorbei zum Austausch, denn ihnen brennen eine Reihe von Themen unter den Nägeln – ganz oben auf dieser Liste stehen die Bebauung an der Otto-Pankok-Straße und die geplante Demontage von Storch Georch.
Wenn es wirklich soweit kommt, dass der Storch fällt und dann zersägt wird – das würde seinem geistigen Vater, dem Künstler Peter-Torsten Schulz, „das Herz brechen“, wie er in der lockeren Runde des Lesercafés einräumte. „Das ist doch ein Symbol für den Stadtteil“, sagt Michaela Schmitt mit Nachdruck. Und Marlies Schumacher fragt: „Hier in Mülheim wird doch für alles Geld gesammelt. Wieso sammeln wir nicht auch Geld dafür, dass Georch erhalten bleibt?“ Zustimmendes Kopfnicken, alle Blicke richten sich auf Künstler Peter-Torsten Schulz. Der sagt: „Ich hab nie gewollt, dass der Bürger dafür Geld bezahlen muss.“ Aber wenn sich eine Möglichkeit fände, etwa über Spenden und die Hilfe von ansässigen Stahlbauern, den Holz-Storch mit einer Eisenkonstruktion zu verstärken, dann wäre er der Letzte, der das nicht begrüßen würde. Saarn liebt seinen Georch – da wäre es doch gelacht, wenn man sich nicht auch zum Vogelschutz zusammenschließen könnte, war der einhellige Tenor.
Bürgersinn geweckt
Zusammengeschlossen hatten sich Saarner bereits, um den historischen Dorfkern zu retten, als klar wurde, dass das Grundstück hinter der denkmalgeschützten Mauer an der Otto-Pankok-Straße bebaut werden soll, was in den Augen der Beschwerdeführer massiv den Charakter des historischen Ortskerns verändern würde. Besonders ärgert sich Anwohner Hartmut Traub über den Umfang des Bauprojekts. „Erst war von Einfamilienhäusern die Rede, jetzt sind so viele Eigentumswohnungen geplant, dass dafür eine Tiefgarage mit 28 Stellplätzen nötig ist“, sagt er kopfschüttelnd und weist darauf hin, dass Verkehrschaos in den Straßen programmiert sei, sobald der Baustellenverkehr losgehe. Seine Bürgerinitiative sieht er als gescheitert an, der beauftragte Anwalt mache ihm und seinen Mitstreitern wenig Hoffnung, dass die geplante Bebauung noch aufgehalten werden könne. Und auch Jochen Herder, Architekt aus Saarn, sagte: „Baurechtlich scheint das alles in Ordnung zu sein.“ Ein Gutes zumindest kann Hartmut Traub der kämpferischen Zeit abgewinnen: „Wir haben auf jeden Fall den Bürgersinn geweckt.“