Mülheim. .

Es ist ein Treffen der Streithähne auf dem Hühnerberg: Die denkmalgeschützte Mauer, die sich über die Otto-Pankok-Straße schlängelt, wirkt wie ein steinerner Keil zwischen den Parteien – auf der einen Seite der Investor, auf der anderen die Anwohner, die an diesem Montag eigentlich nicht geladen sind.

Dazwischen stehen die Vertreter der Bezirksvertretung 3, die sich in einem Ortstermin eine Meinung zum aktuellen Sachstand bilden wollen.

Anwohner bekommen keine Infoblätter

Eine Protestwelle der Bürgerinitiative zum Erhalt des historischen Dorfkerns Saarn ist Andreas Schmelzer, dem Vertriebsleiter des Investors „Markus Pionke Klassik neu definiert“, bereits in den vergangenen Wochen entgegen geschlagen. Dementsprechend distanziert begegnet man sich nun auf dem Saarner Kopfsteinpflaster. Aus dem Kofferraum seines Wagens verteilt Schmelzer die Exposés an Politiker – Anwohner bekommen keine Infoblätter.

Die Gemüter sind erhitzt und Bezirksbürgermeister Gerhard Allzeit muss mehrfach um Ruhe bitten. Auf Schautafeln erklärt Andreas Schmelzer, wie die Gebäude auf dem 3300 m² großen Areal aussehen sollen. „Auf dieser Fläche werden wir drei eingeschossige Häuser errichten, die mit einem Abstand von drei Metern zur historischen Mauer entfernt beginnen.“ Insgesamt gebe es zehn Wohneinheiten, die zwischen 79 und 300 m² groß sein werden. Durch einen Mauerdurchbruch verläuft die Zufahrt für Autos der Anwohner. Diese parken in einer Tiefgarage mit 28 Stellplätzen unter dem Gelände. So entstehe ein autofreier Innenhof, der gärtnerisch gestaltet werde.

Bäume werden gefällt

Was passiert mit den Obstbäumen auf der angrenzenden Wiese?, möchte eine BV-Vertreterin wissen. „Die Obstwiese wird nicht angetastet“, verspricht Schmelzer. Dafür müssen aber alle anderen Bäume auf dem Grundstück fallen. Die Eigentumswohnungen in Richtung Obstwiese sollen zusätzlich im Untergeschoss über 30 Quadratmeter-Apartments verfügen – „etwa für ein Au-Pair-Mädchen oder als Yoga-Zimmer“, sagt Schmelzer.

Nach einer Begehung über die Wiese, auf der das auf 16-Monate angesetzte Bauvorhaben so schnell wie möglich starten soll, haben die Politiker zwar keine Fragen mehr, die Anwohner aber umso mehr Diskussionsbedarf. Warum hat sich das Projekt sukzessive vergrößert? Warum hat die Stadt nicht sensibler geprüft? Und was ist mit dem Denkmalschutz? Am Ende bleiben die Fronten verhärtet.

Andreas Schmelzer klappt den Kofferraum zu, für ihn ist klar, dass sich das Projekt trotz Bürgerärgers lohnt: „Wir haben bereits einen Berg an Anfragen.“

Recht auf Genehmigung

Für offene Fragen der Politiker und der Anwohner kam auch Jürgen Liebich, Chef des Planungsamtes, zum Ortstermin nach Saarn. Geduldig erklärte er, was es mit Paragraf 34 Baugesetzbuch auf sich hat, der die Zulässigkeit von Bauvorhaben innerhalb bebauter Ortsteile regelt.

Demnach hat die Verwaltung den Bauantrag geprüft – und für genehmigungsfähig befunden. „Die Verwaltung prüft, ob nachbarschaftliche Belange betroffen sind“, erklärt Liebich. „Etwa Emissionen, Lärm oder Verkehrsaufkommen.“ Auch Art der Bebauung und das Erscheinungsbild der Gebäude werde durch einen Gestaltungsrat geprüft. „Ebenso hat die Untere Denkmalbehörde geprüft – nichts spricht gegen eine Genehmigung.“ Im Gegenteil: Der Investor habe ein Recht darauf und könne dieses auch durchsetzen. Nur ein Bebauungsplan, in dem die Stadt vorher andere Richtlinien festlegt, hätte eine Bebauung verhindern können. Nachträglich wäre „reine Willkür“, sagte Liebich. Die Pläne werden nun im nicht-öffentlichen Teil der Planungsausschuss-Sitzung Mitte November vorgelegt.