Mülheim. Mitten im Klönschnack: Warum beim Ollen Hansen Peter-Torsten Schulz alles anders wird. Ein bisschen jedenfalls.

Das Einfache ist das Schwierigste. Peter-Torsten Schulz („Petoschu“) hat das schon oft gesagt, meist als Antwort auf mehr oder minder leise Nörgeleien, was das denn bitte für eine Kunst sei, auf Plakatpappe Sinnsprüche zu schreiben, Marke „Glück muss man können“ oder „Du sollst dich mal gerne haben“. In solchen Fällen kann Schulz seine ganze Sprachkraft aufbieten, um aufzublättern, dass er das Leben in Wörter, Bilder und Reime destilliert oder dem Bekannten mühsamst das Unerwartete einimpft. Einfach. So.

Einer wie er weiß also, was er sagt, wenn er sagt, dass er sein Leben „ein bisschen ändern“ will und nach einer absichtsvollen Pause verschmitzt hinzufügt: „Ich versuch’s jetzt mal mit Kunst.“

Der Columbo aus Saarn

Das ergibt beim ersten Hören keinen rechten Sinn und ist deswegen eine Konstruktion, die dem 69-jährigen erklärten Kindskopf gut gefällt. Es braucht eine Weile in seinem vor Gemütlichkeit berstenden Atelierhaus am Klostermarkt, um zu begreifen, dass Petoschu einfach mit etwas fertig geworden ist. Mit seinen Glückswürfeln, Lernklötzen, Dialogfibeln, mit dem Ollen Hansen und den Kalendern. Und vielleicht auch mit der Neuzeit.

Peter-Torsten Schulz bringt es mit allem Gedruckten auf eine Auflage von drei Millionen Exemplaren. Es gibt reichlich Autoren, die mit einem Bruchteil Furore machen. Von den drei Millionen Käufern, so schätzt er es selbst, waren zweieinhalb Millionen Frauen. Schulz hat es geschafft, Marken zu schaffen, den Ollen Hansen vornweg oder Storch Georch. Jetzt erlebt er, dass Verleger ihn freundlich anschauen, aber nachschlagen müssen, was genau dieser Storch ist. Und auf seiner Facebook-Seite - auch Alt-68er haben heutzutage eine Facebook-Seite - tummeln sich weniger Leute als zu durchschnittlichen Glühweintagen im Atelier (s. Kasten).

Was er gemacht hat, war erfolgreich. Aber etwas zu machen, nur um erfolgreich zu sein, davon hält Peter-Torsten Schulz nichts, das kann er auch gar nicht. Schulz ist über die Jahre selbst zur Marke geworden. Marken dürfen jeden duzen, wirklich jeden. Marken dürfen wie Columbo die Zigarre überall mit sich führen und wie der liebevoll zerknautschte Inspektor hinter dem Anschein ein Ziel verbergen. Columbo sucht Mörder, der Columbo aus Saarn sucht...

So ganz ist das noch nicht raus, sagt Schulz selbst. Kunst, ja, Kunst soll und wird es sein. Aber wohin er sich ausprobiert, er, der Sproß eines Journalistenhaushalts, der sich immer als Autor und als Publikumskünstler beschrieben hat? Malen werde er, das ganz sicher, aber über das, was er malt, weiß er nur, dass es nicht mehr einem Buch dienen muss, frei sein wird von Formen und Vorgaben. Vielleicht wird es aber auch ein Roman oder es wird beides, Roman und Malen. An der Stelle verstummt der beredte Mann. Himmel!, sagt sein Blick, woher soll ich das Ziel kennen, wenn ich noch nicht einmal am Anfang des Weges bin.

„Sie haben ja gar keinen Stil“

Der Anfang, das ist das Aufräumen, Platz schaffen. Nicht alles, vieles muss raus aus seiner Atelier-Galerie, Tassen und Krüge, Bügelbrettbezüge und Blechschilder, Alltagsbeschwerer und Storchen-Spardosen. Und dann, irgendwann 2014, geht es los, sagt Petoschu und die Art wie er es sagt, ist der Beweis dafür, dass er nicht weiß, wohin. Er wirkt nicht, als machte ihm das Angst.

Vor Kurzem hat ihn Beate Reese besucht. Auf einen Sprung kam die Leiterin des Kunstmuseums vorbei, deutlich länger ist sie geblieben. Was sie an Skulpturen und Bildern sah, hat ihr gefallen, mehr als das, sie fand, es ist: Kunst. Das sahen schon Kunsthändler genauso, die an den rückwärtigen Wänden vorbeigingen, dort, wo es eigentlich nichts zu kaufen gibt und doch die größten Werte stehen. Schulz ist frei von Angeberei, wenn er davon erzählt. Einer rief beim Anblick des Sammelsuriums an Farben und Formen aus: „Herr Schulz, Sie haben ja gar keinen Stil.“

Da lacht der Herr Schulz. Immer dasselbe zu machen, ist ihm zu schwierig.