Mülheim.

15 Minuten Verspätung auf dem einen Gleis, 10 Minuten Verspätung auf dem anderen. Und die S 6, die streichen sie am Freitagmittag gleich mal ganz aus dem Programm, „die fällt heute leider aus“, heißt es dazu lapidar aus dem Lautsprecher des Hauptbahnhofs. Kurz darauf kippt auch die S 3.

Erstaunlich: Es gibt kaum einen, der murrt, kaum einen, der knurrt. Klaglos wechseln die wartenden Reisenden an diesem eisigen Mittag von einem Gleis zum anderen; vielleicht geht’s dort ja weiter. Eingemummelt in Mützen, Schals und dicke Jacken beweisen sie Langmut, und dabei hilft wohl, dass sie aus Fernsehen, Radio, Internet – und natürlich der Zeitung – um die Ursache des Übels wissen: einem Bergschaden in Essen.

1315 Züge verspätet in zwei Tagen

Ein unter den Gleisen verlaufender Stollen, der als einsturzgefährdet gilt, zwingt die Zugführer in Mülheims Nachbarstadt langsam zu fahren, äußerst langsam. Seit Mittwochabend seien deshalb insgesamt 1315 Züge verspätet ans Ziel gekommen, teilt die Deutsche Bahn auf WAZ-Nachfrage am Freitagnachmittag mit. 470 Züge seien umgeleitet worden, 275 Schienenfahrzeuge zum Teil ausgefallen und 34 komplett. „Die Reisenden müssen sich auf Verspätungen von 10 bis 15 Minuten einstellen.“

Das passt. Jeder Zweite, der seine Erfahrungen am Mülheimer Bahnhof schildert, spricht von einem Viertelstündchen, das er etwa verliere durch den drohenden Tagesbruch. Dieses Viertelstündchen sei aber ohnehin das, was er sowieso immer einplane, wenn’s ums Reisen mit der Bahn gehe.

Groß aufregen mag sich also keiner. Nützt ja auch nichts: Die Bezirksregierung Arnsberg teilt am Freitag zwar mit, dass ihre Bergbauabteilung Sofortmaßnahmen eingeleitet habe – der Stollen in 16 Metern Tiefe wurde mit Beton verfüllt –, die Reisenden aber brauchen definitiv noch Geduld. Bei der Bezirksregierung kann nämlich noch niemand die Dauer der Arbeiten einschätzen. Und die Bahn spricht von Beeinträchtigungen im Zugverkehr bis mindestens zum 29. November.