Essen. . Obwohl Fernzüge wie ICE und IC an diesem Donnerstag am Essener Hauptbahnhof durchweg ausfallen und etliche Regionalbahnen mit Verspätung losfahren, reagieren die meisten Reisenden gelassen. Viele hatten sich vorab informiert. Berufspendler hoffen, dass sich die Lage nicht verschlimmert.
Die große Anzeigetafel in der Halle des Hauptbahnhofs schickt die schlechten Nachrichten im Minutentakt raus. Der ICE um 10.23 Uhr nach Berlin-Ostbahnhof: „Fällt aus“. Der IC 2013 um 10.14 Uhr nach Oberstdorf: „Fällt aus“. Auch die Züge der Regionalexpress-Linie 11 fallen am Donnerstag komplett aus.
Die Regionalbahnen kommen im Schnitt 15 Minuten später an, andere Züge haben 50 Minuten Verspätung. Die S-Bahn am Bahnhof Steele muss gebrochen werden: Weiterfahrt nach Essen nur mit Bus oder Straßenbahn. „Die Leute murren, aber insgesamt ist die Lage sehr ruhig“, sagt der Uniformierte von „DB Sicherheit“.
Federico Ferrari, Student der Folkwang-Hochschule in Werden, steht am Donnerstagmorgen um kurz nach zehn mit einer Bass-Tuba und einer Kontrabass-Tuba vor der großen Anzeigetafel. „Ich muss zum Orchesterzentrum nach Dortmund und habe schon anderthalb Stunden Verspätung“, sagt der Italiener, und fügt hinzu: „Trotzdem ist alles gut organisiert, kein Vergleich zu meinem Heimatland - dort würde bei einem ähnlichen Vorfall Chaos herrschen.“
Stefanie Schulze Kalthoff aus Essen ist Referendarin am Paul-Spiegel-Berufskolleg in Dorsten und sucht auf der Tafel vergeblich den „RE 14“. Der soll fahrplanmäßig um 10.31 Uhr fahren, ist aber immer noch nicht angeschlagen. „Ich bin genervt, weil es erst vor zwei Wochen wegen des Zugzusammenstoßes in Gladbeck auf dieser Strecke drunter und drüber ging“, sagt die angehende Lehrerin. Der Schienenersatzverkehr sei miserabel organisiert gewesen. „Ich habe kein Auto, deshalb bin ich auf den Zug angewiesen.“
Hindenburg Leka (27), ein gebürtiger Albaner, ist unterwegs von Düsseldorf nach Detmold. „Ich warte auf den RE1, aber der kommt 40 Minuten später. Auch die S-Bahn von Düsseldorf hatte schon Verspätung. Meine Verabredung habe ich gestrichen.“
Caroline Maurer aus Rüttenscheid arbeitet als Sozialarbeiterin in Dortmund. Eine Pendlerin, die von sich behauptet, eigentlich sehr gut mit der Bahn unterwegs zu sein. Nur heute nicht. Schon seit halb zehn sitzt sie im beheizten Wartehäuschen auf Bahnsteig 6 - und es tut sich nichts. Eine Stunde wartet sie schon. „Den Termin um halb zwölf werde ich wohl nicht mehr schaffen“, fürchtet sie. Ihr graut nun vor einem möglichen Chaos am Abend bei der Rückfahrt nach Essen. „Hoffentlich gibt’s einen Zug“, sagt sie.
Volker Ternath aus Essen will ebenfalls zu seinem Job nach Dortmund. Auch sein Zug hat Verspätung. „Schade, die S-Bahn ist mir vor der Nase weggefahren“, sagt er. Als der NRW-Express endlich in Superzeitlupe in den Bahnhof einfährt, zückt er sein Smartphone, um dieses seltene Schauspiel festzuhalten. „Gut, dass der Zug kommt, langsam wurde mir kalt.“