Mülheim. Erst wurde in Mülheim um einen Standort für die HRW gestritten. Nun könnte das geplante Studentenwohnheim unweit des neuen Broicher Campus’ für weitere Auseinandersetzungen sorgen: Die SPD streitet über den Standort, die CDU zweifelt am Bedarf. Dem Förderverein fehlen Unterstützer aus der Politik.

Sie erinnern sich noch? An den monatelangen Streit in Mülheim um einen Standort für die Hochschule Ruhr West? Nun könnte das nächste Kapitel folgen: Ein neues Studentenwohnheim in Broich, unweit des Campus, steht zumindest in der Diskussion. Die SPD in Broich soll sich nicht einig sein, ob der Bau an der Stelle Sinn macht. In der Hochschule betont man dagegen den Bedarf, und der Förderverein der Hochschule warnt davor, Zeit zu vergeuden.

Für den Vorsitzenden des Fördervereins, Heinz Lison, ist der aktuelle Streit um das Studentenwohnheim ein weiteres Beispiel dafür, dass die junge Hochschule bei der Stadtverwaltung und in der Politik nicht die Unterstützung erfährt, die eigentlich notwendig wäre. Das Studentenwohnheim mit rund 100 Plätzen will das Studentenwerk Duisburg/Essen auf einer Hundewiese an der Bülowstraße errichten. Innerhalb der Broicher SPD machen sich Kräfte für den Erhalt der Hundewiese als Frischluftschneise stark.

Rektor der Hochschule wendet sich an Oberbürgermeisterin

In einem Brief wendet sich der Rektor der Hochschule an die Oberbürgermeisterin und betont den Bedarf eines nahe gelegenen Studentenwohnheimes und hebt hervor: „Eine fußläufige Entfernung zur Hochschule sichert hierbei nicht nur die Auslastung des Wohnheims, sondern bringt positive Nebeneffekte für das Studium (Zeitersparnis), vermeidet Verkehr und sorgt für eine Belebung und einen Kaufkraftgewinn im Stadtteil.“

Der Förderverein, dem inzwischen 90 Mitglieder, darunter viele namhafte Mülheimer Unternehmen, angehören, unterstützt die Hochschule von Beginn an. Allein in diesem Jahr stellt der Förderverein rund 50 000 Euro für Stipendien bereit. Die heimische Wirtschaft fördert die junge Hochschule für Naturwissenschaften und Technik mit Stiftungsprofessuren und Kooperationen. Doch reicht das?

Lison gesteht, dass er sich Sorgen mache. Ihm fehlt der Unterstützer aus der Stadtverwaltung oder der Politik. „Was tut die Stadt, um Hochschule und Hochschulleben voranzubringen“, fragt er und merkt kritisch an, dass die Zweitwohnungssteuer wenig hilfreich sei, um junge Leute für den Standort zu begeistern und dass die ständigen Hinweise auf fehlende Mittel keine Antwort auf Herausforderungen seien.

3000 Studenten am neuen Campus

Die Stadt, so Lison, müsse sich heute schon Gedanken darüber machen, was sie den bald 3000 Studenten am neuen Campus an der Duisburger Straße bieten wolle. „Ein Konzept kann ich nicht erkennen. Mir schwebt eine Art Hochschulbeauftragter vor, eine Art Lotse für die Studenten.“ Es müsse gelingen, Mülheim für die jungen Leute attraktiv zu machen, das Hochschulleben bestehe nicht nur aus Lernen. Studentische Angebote im Sport wie auch in der Kultur fehlten. Auch der Handel sei gefragt. Der Vorsitzende des Fördervereins erinnert an den Wettbewerb um Studenten. „Die Abiturientenzahlen werden in den nächsten Jahren wieder sinken, auch daran müssen Hochschulstädte denken.“

Thomas Müller, Geschäftsführer des Fördervereins, rechnet vor, wie sich schon jetzt die Zahl von 1700 Studenten und über 200 Hochschulbeschäftigte positiv auf die Stadt auswirkten. Sie brächten Umsätze in Millionenhöhe.