Mülheim. .
Kein Wetter zum Bauen ist das. Mittagshitze, in der Sonne über 40 Grad. Auf dem ehemaligen Bahngelände in Broich wird dennoch an allen Ecken gewerkelt. Bauarbeiter aus Bayern errichten eine neue Hochschule für Ingenieure und Naturwissenschaftler, die eines Tages auch für Bayern arbeiten werden.
Aus acht Baufeldern besteht der Campus, über dem neun riesige Kräne schweben. Die erste Etage ist bereits erreicht, fünf folgen noch. Immer wieder bleiben Bürger an der Duisburger Straße stehen und staunen: „Mann, sind die schnell!“ Es ist mit Abstand die größte Baustelle in der Stadt, nirgends wird mehr investiert, nirgends ist der Zeitdruck so groß.
Bau ist eine logistische Herausforderung
Im Wintersemester 2015 sollen die Studenten einziehen, 3600 werden es sein, etwas Luft nach oben gibt es. „Logistisch ist der Bau eine echte Herausforderung“, sagt Hermann-Josef Peters, stellvertretender Niederlassungsleiter des Bau- und Liegenschaftsbetriebes des Landes, Abteilung Münster, der die Errichtung des Kolosses federführend vorbereitet hat und begleitet.
„Nachdem wir durch einen Vergabestreit neun Monate verloren haben, kommen wir nun gut voran“, sagt Peters, der den Bau einer technischen Hochschule mit der Errichtung einer Justizvollzugsanstalt vergleicht. Soll heißen: keine einfache Sache.
Vier wissenschaftliche Institute entstehen, darunter Elektrotechnik und Bauingenieurwesen, ein Zentrum mit sechs Hörsälen und zwei Seminarräumen ist im Bau, eine Mensa, eine Bibliothek und ein Parkhaus mit 750 Stellplätzen, das einzige Gebäude, mit dem noch nicht begonnen wurde. Ende des Jahres soll bereits Richtfest sein, danach geht der Innenausbau los.
Anwohnerin macht Baufirma Kompliment
„Ich freue mich auf den Einzug“, sagt Hochschulrektor Prof. Eberhard Menzel, der jede Woche vorbeischaut und die Abstände zwischen den Bauten als sehr angenehm beschreibt. Einen etwas helleren Stein als die benachbarte Feuerwehr wird die Hochschule erhalten, jedes Gebäude bekommt einen kleinen Innenhof. „Es wird etliche Rückzugsräume für Studenten geben“, sagt Menzel. Über ein Stelenfeld mit Lichtkunst wird noch diskutiert, nicht mehr über den Radweg, der hinter der Hochschule entlang führt.
„Eine sehr aufgeräumte Baustelle“, stellt eine Anwohnerin aus Broich fest und macht damit der Baufirma ein Kompliment und beruhigt damit jene, die Zeit und Geld im Blick haben: Ausufernde Kosten erwartet Peters nicht. „Wir liegen gut. Wöchentlich wird abgeglichen.“
Zwei Dinge sollen am Ende den Campus besonders auszeichnen: Es soll ein Wissenschaftsort sein, in dem Energie sehr sparsam verbraucht wird, und es soll eine Aufenthaltsqualität herrschen, die nicht nur Studenten, sondern auch Bürger anlockt. „Der Campus wird von überall zu begehen sein“, sagt Peters. Und es werde auch eine autofreie Hochschule sein.