Mülheim. In Mülheim fährt man gerne schnell. Am Dienstag stellte die Polizei fünf Messergebnisse aus Tempokontrollen im September vor. Das Ergebnis: An beinahe allen Messpunkten - allesamt in Tempo-30-Zonen - setzten die Autofahrer sich großzügig über die Geschwindigkeitsbegrenzung hinweg.
Ist Mülheim eine Stadt der Raser? Nach den neusten Hinweisen auf Autorennen und offenbar regelmäßigen Tempoverstößen am Rhein-Ruhr-Zentrum zeigen nun auch weitere Messungen an fünf verschiedenen Stellen der Stadt, dass in Tempo-30-Zonen häufig zu schnell gefahren wird.
Fünf Ergebnisse von Messungen, die im September in Saarn, Broich und Speldorf durchgeführt wurden, wurden am Dienstag in der Bezirksvertretung 3 vorgestellt. Gemessen wurde an der Untertalstraße, Alte Straße, Peterstraße, Winsterstraße, Laubecksweg, Reichstraße.
Ausnahme Reichstraße
Besonders augenfällig ist das Ergebnis an der Alten Straße, die offenkundig als schnelle Abkürzung zwischen Heuweg/Düsseldorfer und Saarner Straße genutzt wird. Hier hatten Bürger auf regelmäßige Tempoüberschreitungen hingewiesen. Das Ergebnis bestätigt nun die Sorge: Rund 83 Prozent der Fahrer waren in der Tempo-30-Zone mehr als flott unterwegs. Bis zu 62 km/h wurden hier maximal gemessen. Überwiegend fuhr man zwischen 35 und 50 km/h.
Nicht besser sieht es an der Winsterstraße aus. Hier wurde auf Wunsch der Polizei gemessen. Bei bis zu 77 Prozent der Autos in Richtung Oemberg zeigte die Tachonadel mehr als die vorgeschriebenen 30 Km/h an. 64 Km/h war die gemessene Höchstgeschwindigkeit. Auch hier hatten die meisten Fahrer 35 bis 50 Km/h drauf.
Zu schnell waren die Mülheimer häufig nahezu an jedem der fünf Messpunkte unterwegs. Bemerkenswerte Ausnahme bildet nur die Reichstraße, wo gerade einmal 2,4 Prozent der gemessenen Fahrer über dem Limit lagen.
"Wir haben viel erreicht"
Einen dringlichen Handlungsbedarf in Form von Baumaßnahmen wie Straßenverengungen hält Bernd Otto, stellvertretender Leiter der Ordnungsamtes, jedoch an keiner der fünf Straßen für notwendig: „Erst einmal wollen wir die Situation an der Winsterstraße und Alte Straße nur überwachen.“
Häufig sorge verstärkte Präsenz dafür, dass die Geschwindigkeit auch danach noch eingehalten werde. Eine Zeitlang zumindest, meint Otto. Erst wenn dies und auch Verwarnungen nicht fruchteten, überlege man bauliche Maßnahmen wie Verengungen, die das Tempo drosseln, denn je breiter die Straße, desto weniger werde die eigene Geschwindigkeit richtig wahrgenommen.
Seit 1992 versuche das Ordnungsamt, die Tempo-30-Zone ins Bewusstsein der Mülheimer zu hämmern, „es ist ein dickes Brett“, räumt Otto ein. „Noch zur Einführung der Tempo-30-Zone haben wir ,Prügel’ kassiert.“ Heute sei sie weitestgehend akzeptiert. Dennoch sieht der Mann vom Ordnungsamt Erfolge: „Wir haben viel erreicht. Das Geschwindigkeitsniveau in der Stadt ist geringer geworden“, glaubt Otto, mit genauen Zahlen kann er es just nicht belegen, „es ist mehr ein Gefühl“.